Amos Oz

Verse auf Leben und Tod

Roman
Cover: Verse auf Leben und Tod
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 2008
ISBN 9783518419656
Gebunden, 120 Seiten, 16,80 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Amos Oz erzählt in seinem neuen Roman von einem bekannten Schriftsteller an einem stickigen Sommerabend in Tel Aviv, von der Liebesnacht danach, von den Menschen, die ihm begegnen, bis die Geschichten, die sie alle haben oder haben könnten, sich entfalten und miteinander verknüpfen, bis das, was sich ereignet, und das, was sich hätte ereignen können, ununterscheidbar werden. "Verse auf Leben und Tod" ist die unkonventionelle Antwort des großen Erzählers Amos Oz auf die Frage nach dem subversiven Wechselspiel von Leben und Literatur.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.12.2008

Einen Einblick in das Handwerk des Schriftstellers voller Selbstironie und Humor bietet der neue Roman von Amos Oz, zeigt sich Rezensentin Verena Auffermann sehr angetan. Das Schreiben erscheint hier als Verwirrkunst, die mit Fragen von Realität und Imagination, Wahrheit und Fiktion, Erotik und Tod spiele. Die Hauptfigur, als Schriftsteller womöglich ein alter ego des Autors, betreibt ihre Arbeit als ein "Gaunermetier": Er stiehlt sich, wie die Rezensentin schildert, seine Figuren aus dem Publikum seiner Lesungen oder aus dem Cafe, versieht sie mit Namen und Biografien und verknüpft diese miteinander. Ein geglücktes Stück Literatur über die Literatur, meint Auffermann.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.11.2008

Rezensentin Gabriele Killert mochte dieses kleine ”ironieverdächtige” Buch, das sie als ”Romanworkshop” zum Thema ”der Schriftsteller, das unbekannte Wesen" empfand. Amos Oz stelle einen Schriftsteller ins Zentrum, der gerade einen Text über einen Schriftsteller schreibt. Also eine kleines, postmodernes Spiel mit den Ebenen von Fiktion und Wirklichkeit. Dazwischen spiele Oz auch reichlich süffisant mit weihevollen Publikumserwartungen an Schriftsteller, die Oz mit recht profanen Einblicken in das Schriftstellerhirn unterwandere. Gelegentlich fand die Rezensentin aber den Workshop auch ein wenig ”papieren”.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.10.2008

Als ?kleinen großen Roman ? über das Handwerk des Schreibens feiert Rezensentin Stefana Sabin das neue Buch von Amos Oz. Den äußeren Rahmen bildet, wie sie schreibt, die Lesung eines Autors in einem Literaturhaus. Im Verlauf der Veranstaltung lege sich dessen Interpretation und Fortspinnung der realen Umstände wie eine Schicht über das Geschehen. Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen unserer Rezensentin. Oz' Erzähler erweist sich für sie stets als subtiler Lenker seiner Figur: mal sei er mit ihr identisch, dann wieder ihr distanzierter Beobachter. So entsteht eine höchst komplexe Schilderung des Prozesses der Verdichtung von Wirklichkeit durch die Literatur, lobt Sabin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.10.2008

Rezensent Friedmar Apel entdeckt in Amos Oz' Roman "Verse auf Leben und Tod" neben anderem eine "schlichte Zusammenfassung" seiner "Geschichte von Liebe und Finsternis", die man als Israel-Biografie bezeichnet hat. Auch in diesem Buch, in dem ein Autor auf Lesereise in die imaginierten Geschichten der ihn umgebenden Menschen eintaucht, wird israelische Geschichte erzählt, erklärt der Rezensent. Daneben ist das Buch eine unbekümmert alberne Satire auf den israelischen Literaturbetrieb und zugleich, mittels eines fiktiven vergessenen Dichters, dessen "Verse auf Leben und Tod" zitiert werden, eine "melancholische" Reflexion über das "Verhältnis der Literatur zum Leben", wie Apel eingenommen erklärt. Sogar einen Einblick in die Schreibwerkstatt des Schriftstellers erhalte man. Ein Extralob ist ihm die Übersetzung von Mirjam Pressler wert, der es nach seiner Einschätzung hervorragend gelingt, den verschiedenen Stimmen in diesem Roman ihren je eigenen Ton zu verleihen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.06.2008

Renate Wiggershaus stellt den jüngsten Roman des israelischen Autors Amos Oz vor, dem gerade der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preis verliehen wurde, wie sie mitteilt. Oz stellt darin einen Schriftsteller in den Mittelpunkt, der in einem Kulturzentrum von Tel Aviv sein neues Buch vorstellt und der sich bei der Betrachtung seines Publikums in ihre imaginierten Geschichten versenkt, erklärt die Rezensentin. Dabei wird für die Leser dieses vielschichtigen Romans immer undurchsichtiger, was der Phantasie des Schriftstellers und was der erzählten Realität entspringt und damit das "Wechselspiel von Leben und Literatur" zum zentralen Thema, so Wiggershaus. Und auch beim Dichter Zefanja Beit-Halachmi, von dem nicht nur der Titel des vorliegenden Romans stammt, sondern dessen Gedichte auch immer wieder im Text zitiert werden, ist nicht klar, ob es sich um eine erfundene oder eine reale Person handelt. Aber das ist auch gar nicht wichtig, denn in Oz' Roman ist er mit seinen Versen lebendig - "oder lebt fort", wie Wiggershaus eingenommen erklärt.