Aris Fioretos

Die dünnen Götter

Roman
Cover: Die dünnen Götter
Carl Hanser Verlag, München 2024
ISBN 9783446279537
Gebunden, 528 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Schwedischen von Paul Berf. Ache Middler, ein Rockmusiker in seinen Sechzigern, lebt zurückgezogen in Berlin, als ihn der Brief einer sterbenden Frau erreicht. Jahre zuvor haben sie zusammen eine Nacht verbracht. Jetzt bittet sie ihn, ihrer gemeinsamen Tochter seine Geschichte zu erzählen. Ache blickt zurück: auf die Kindheit in Delaware und die trinkende Mutter, auf den Aufstieg im glamourös abgerissenen New York der 1970er, auf die ewigen Geldsorgen - und auf die drei Frauen, die ihn geprägt haben. Über Jahrzehnte verfolgt "Die dünnen Götter" die Gegensätze eines Lebens: zwischen draufgängerischer Maskulinität und Verletzlichkeit, zwischen Unabhängigkeit und Liebe.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 27.04.2024

Hier hat der Schwede Aris Fioretos wohl sein Opus Magnum vorgelegt, ruft der begeisterte Rezensent Helmut Böttiger in seiner ausführlichen Besprechung des Romans rund um den Musiker Ache Middler. Mitte der 1970er geht die Handlung los, in New York gewinnt die Punkszene Aufwind, Ache ist mit seiner Band und dann als Solokünstler mittendrin und trifft dabei auf allerhand spannende Persönlichkeiten - von David Bowie bis Patti Smith und Tom Verlaine, erfahren wir. Die Überlegungen zu Kunst, zu Autorschaft, zu Fragen der Ästhetik, vermischt mit beschützenden Göttern aus "Äther und schmerzlicher Sehnsucht", die die verstorbene Großmutter schickt und die für eine intrikat-poetische Bildsprache sorgen, tragen Böttiger bis in die Gegenwart. Ein großer, durchkomponierter, von vielen Verweisen getragener Roman, resümiert der hingerissene Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.04.2024

Für die Rezensentin Sigrid Löffler schrammt Aris Fioretos knapp am Lächerlichen vorbei mit seinem Roman über einen Rockstar der 1970er Jahre. Das Nachspüren der damaligen ekstatischen Stimmung gelingt dem Autor zwar, räumt Löffler ein, doch wenn sich die Band des Ich-Erzählers auflöst, ist noch nicht mal die Hälfte des Romans um. Und nun? Löffler ahnt nichts Gutes. Vom Karriereende seiner Figur kann selbst ein Fioretos nur "langatmig" erzählen bzw. so, dass Löffler den Duktus des ersten Romanteils gefährdet sieht. Und nein: Der Versuch der Übertragung von Musik in Wortkunst durch möglichst überspannte Metaphern ist keine gute Idee, meint sie fast mitleidig.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2024

Ein Buch mit Qualitäten, aber auch ein bisschen zu viel des Guten ist Aris Fioretos Roman für Rezensent Hubert Spiegel. Er entfaltet sich, erfahren wir, als fiktive Autobiographie eines Rockstars mit Namen Ache Middle, circa 1950 als Tim Middler geboren. Ein einsamer Sonderling ist dieser Typ in der Jugend, von Büchern - Jack London, später Arthur Rimbaud - begeistert, später auf dem College findet er dann zur Musik. Diese hat vor allem eine spirituelle Dimension für den Sinnsucher Ache, beschreibt Spiegel, eine klassische Sex, Drugs & Rock'n Roll Erzählung ist das nicht. Dennoch wird laut Rezensent auch die Karriere als erfolgreicher Musiker ausgiebig ausgebreitet, und obwohl das alles zweifellos ansprechend erzählt und stilistisch brillant ist, kann Spiegel mit den ausufernden Versuchen, Rockmusik-Emotionen in Sprache zu übersetzen, nicht allzu viel anfangen. Man muss schon in tune sein mit dieser exzessiven Sinnsuche, um hier völlig glücklich zu werden, so das Fazit.
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