Arnon Grünberg

Gstaad

Roman
Cover: Gstaad
AB - Die Andere Bibliothek, Berlin 2023
ISBN 9783847704652
Gebunden, 336 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten. Menschen, die nichts werden können, müssen das werden, was sie spielen. Für den jungen François Lepeltier, der hier scheinbar unbedarft seine Lebensgeschichte ausbreitet, ist das die Essenz des Überlebens. Von der Mutter, einem Zimmermädchen mit kleptomanischen Anwandlungen, wird François in der Pension Sonnenhügel in Baden-Baden aufgezogen. In Stuttgart gibt er sich als Zahnarzt aus, bevor er als Portier und Skilehrer reüssiert - Etappen auf dem Weg zum Gipfel seiner Karriere: François wird Sommelier im noblen Palace Hotel, hoch oben in den Bergen von Gstaad in der Schweiz. Doch wer so hoch aufgestiegen ist, der kann nur fallen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.11.2023

Einen freudianischen Schelmenroman findet Kritiker Thomas Combrink bei Arnon Grünberg vor: Der Protagonist Francois Lepeltier ist das ungewollte Produkt einer Affäre zwischen Zimmermädchen und Hotelgast, die kriminelle Energie, sich als Hochstapler zu betätigen, scheint er von seiner Mutter geerbt zu haben. "Fehlgeleitete libidinöse Energien", die er auf seine Mutter richtet, kommen ebenso vor. Ebenso werden soziale Unterschiede in grotesker Komik als "christliche Nächstenliebe" interpretiert, erfahren wir (der biblische Begriff 'Erbarmen' beispielsweise mit Sex in Verbindung gebracht), so Combrink. Fetische und Ekel hervorrufende Sexualerlebnisse gehören hier zum "Zentrum der menschlichen Existenz", so Combrink. Die dargestellten Perversionen gingen über die reine Provokation hinaus, sondern klärten über den "Lebenslauf des Subjekts" auf.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.08.2023

Die "Nachtseite der ach so zivilisierten Welt" lernt Rezensent Samuel Hamen in diesem Roman Arnon Grünbergs kennen, der nach zwanzig Jahren endlich auch in deutscher Übersetzung erscheint. Es geht um den Hochstapler François Lepeltier, der seinen von diversen Traumata geprägten Lebensweg zu Papier bringt. Von Vergewaltigungen und Morden schreibt dieser Erzähler fast auf belustigte Weise und macht so aus ihnen "notwendige ästhetische Darstellungen", die das Lesepublikum eindringlich zwingen, sich zu diesem Protagonisten zu verhalten, wie der beeindruckte Hamen schreibt. Ein radikales und unbedingt lesenswertes Buch, findet er.