Attila Bartis

Das Ende

Roman
Cover: Das Ende
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518427637
Gebunden, 751 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Aus dem Ungarischen von Terezia Mora. András Szabad wächst in einer ungarischen Kleinstadt auf, innig geliebt von seiner Mutter, einer Bibliothekarin. 1956 wird sein Vater wegen Teilnahme am Aufstand verhaftet. Als er nach drei Jahren völlig gebrochen nach Hause kommt, stirbt die Mutter - das Ende einer Kindheit. Mit dem Vater zieht er nach Budapest, und András entdeckt das Fotografieren. Die Kamera wird seine Leidenschaft, das Organ, mit dem er der Welt auflauert, sie sich vom Leib hält und aufs Bild bannt. Nie lässt er sie los, die Kamera ist immer dabei, auch wenn er sich verliebt.
Als er Jahrzehnte später vom Unfalltod Évas erfährt, einer nach Amerika emigrierten Pianistin, mit der ihn eine Amour fou verband, beginnt er sein Leben niederzuschreiben - kurze Episoden, gestochen scharfe Dialoge, wie in einem Kammerspiel. Eine unheimliche Kälte und Einsamkeit durchweht diesen Künstlerroman, der um die Frage kreist, woher die Gewalt und die Verletzlichkeit kommen, die András in sich spürt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.03.2018

"Meisterlich" findet Rezensentin Judith Leister Attila Bartis' Vermögen, in "karger" und zugleich "eruptiver" Sprache die unaussprechlichen Gräuel nach dem gescheiterten Ungarnaufstand von 1956 zu schildern. Sie folgt hier dem Protagonisten Andras, der als Kind erlebt, wie der Vater als Widerständler inhaftiert wird und die Mutter an Krebs stirbt, liest, wie Andras mit neorealistischen Fotografien eine eigene Form des Widerstands entdeckt und seine Liebe zu der Pianistin Eva an der Sphäre des Misstrauens scheitert. Wie Bartis der realsozialistischen Wirklichkeit eine zweite, "subtile" Ebene ablauscht, hat die Kritikerin beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2017

Mit Spannung liest Lothar Müller den neuen Roman von Attila Bartis über den Fotografen Andras Szabad, der im osteuropäischen Realsozialismus heranwächst und mit 52 auf sein Leben zurückblickt, auf die Liebe und den Mauerfall und den Tod des Parteiführers Kadar. Wie die Ära Kadar im Blick auf die Innnenwelt eines jungen Menschen vor den Augen des Lesers entsteht, scheint Müller "bedrängend", gerade da die Zeitgeschichte im Hintergrund bleibt und sich das Regime nur undeutlich und am Rande zeigt. So zwielichtig der Stoff, so klar der Stil, meint er, unpathetisch und nahezu dokumentarisch, doch mit surrealem Glanz.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2017

Rezensentin Katharina Teutsch bewundert die kalte Schönheit von Attila Bartis. Ein Jahrhundertbuch, meint sie, was der Autor da abliefert über das Leben des Fotografen Andras Szabad, in Spannung gehalten über 700 Seiten. Von transgenerationellen Verheerungen kann keiner derart beiläufig berichten, findet sie. Und auch die Liebe fasst Szabad für sie einzigartig. Ein kluger, unsentimentaler Roman in einer kristallklaren Übersetzung von Terezia Mora, so Teutsch.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.11.2017

Rezensent Norbert Mappes-Niedieck warnt vor der trüben Stimmung in Attila Bartis' neuem Roman. Die Trostlosigkeit scheint den Figuren in die Wiege gelegt und vom Autor genau eingefangen worden zu sein, meint er. Dass die Landschaft Siebenbürgens, aus der der Held des Texte stammt, daran beteiligt ist, scheint dem Rezensenten zweifelsfrei. Gut gefallen aber hat ihm, dass der Finsternis im Text nichts Künstliches, Zugespitztes eignet. Wenn der zweite Teil den Versuch des Entkommens aus den Verhältnissen und sein Scheitern schildert, ist der Rezensent so recht in Novemberstimmung.

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