Claire Keegan

Das dritte Licht

Cover: Das dritte Licht
Steidl Verlag, Göttingen 2023
ISBN 9783969991992
Gebunden, 104 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans-Christian Oeser. Neue, von der Autorin überarbeitete Fassung. Irland, zu Beginn der 1980er Jahre: An einem heißen Sommertag liefert ein Vater seine kleine Tochter bei entfernten Verwandten auf einer Farm im tiefsten Wexford ab. Seine Frau ist schon wieder schwanger, noch ein Maul wird zu stopfen sein.So findet sich das Mädchen bei dem kinderlosen Ehepaar John und Edna Kinsella wieder. An einem ungewohnt schönen und behaglichen Ort, wo es Milch und Rhabarber und Zuwendung im Überfluss gibt. Aber auch ein trauriges Geheimnis, das einen Schatten auf die leuchtend leichten Tage wirft, in denen das Mädchen lernt, was Familie bedeuten kann.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.06.2023

Rezensentin Sigrid Löffler schätzt die Dichte und Stille der Romane von Claire Keegan. Entsprechend erfreut ist die Kritikerin, dass nun bereits der zweite - im Original bereits 2009 erschienene Roman der irischen Autorin auf Deutsch vorliegt. Erneut setzt sich Keegan mit der "sexualmoralischen frommen Diktatur" im Irland des vergangenen Jahrhunderts auseinander, als deren Opfer hier ein namenloses kleines Mädchen erscheint, das von seinem spiel- und alkoholsüchtigen Vater Anfang der Achtziger in eine Pflegefamilie gesteckt wird. Aber auch die Pflegefamilie hat ein Geheimnis: Sie betrachten das Mädchen als Ersatz für den tödlich verunglückten Sohn, erfahren wir. Viel mehr passiert nicht, räumt Löffler ein. Aber wie "behutsam" die Autorin Beziehungen zwischen den Figuren und deren "seelische Bewegungen" beschreibt, ringt ihr höchste Anerkennung ab.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 22.03.2023

Rezensent Christoph Vormweg gefallen vor allem die leisen Töne in Claire Keegans Roman, der in einer überarbeiteten Neuausgabe erschienen ist und in Irland spielt. Ein kleines Mädchen erzählt aus der Ich-Perspektive seinen Sommer auf dem Hof entfernter Verwandter, wo es staunend Nähe und Zuneigung von den Erwachsenen erfährt, einen Umgang, zu dem ihre Eltern nicht fähig sind. Im Verlauf der Geschichte stellt sich heraus, dass dies auch damit zu tun hat, dass das Paar den eigenen Sohn bei einem Unfall verloren hat, berichtet der Rezensent. Die Beobachtungen des Mädchens gibt Keegan in einer "ganz eigenen poetischen Note" wieder, die neuen Gefühle, die es entdeckt, werden aus kindlicher Perspektive in all ihrer Ambivalenz geschildert, stellt Vormweg beeindruckt fest. Die Übersetzung von Hans-Christian Oeser gibt all das mit hohem Gespür für "metaphorische Sensibilitäten" wieder, lobt der Rezensent.