Dana Vowinckel

Gewässer im Ziplock

Roman
Cover: Gewässer im Ziplock
Suhrkamp Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783518473603
Gebunden, 362 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Ein Sommer zwischen Berlin, Chicago und Jerusalem. Wie jedes Jahr verbringt die fünfzehnjährige Margarita ihre Ferien bei den Großeltern in den USA. Viel lieber will sie aber zurück nach Deutschland, zu ihren Freunden und ihrem Vater, der in einer Synagoge die Gebete leitet. Die Mutter hat die beiden verlassen, als Margarita noch in den Kindergarten ging. Höchste Zeit, beschließt der Familienrat, dass sie einander besser kennenlernen. Und so wird Margarita in ein Flugzeug nach Israel gesetzt, wo ihr Vater aufgewachsen ist und ihre Mutter seit Kurzem lebt. Gleich nach der Ankunft geht alles schief, die gemeinsame Reise von Mutter und Tochter durchs Heilige Land reißt alte und neue Wunden auf, Konflikte eskalieren, während der Vater in Berlin seine Rolle überdenkt. Da müssen sie schon wieder die Koffer packen und zurück nach Chicago, wo sich alle um das Krankenbett der Großmutter versammeln und Margarita eine folgenreiche Entscheidung treffen muss.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.10.2023

"Aktuell und nötig" findet Rezensent Tim Caspar Boehme den Debütroman von Dana Vorwinckel, in dem eine Familie nur noch durch ihre jüdische Herkunft verbunden zu sein scheint. Das Verhältnis zwischen Avi, Marsha und deren gemeinsamer jugendlicher Tochter Margarita ist höchst angespannt: Der Kantor Avi und Margarita leben in Deutschland, Marsha in den USA, erfahren wir. Alle drei treffen im Verlauf der Handlung in Jerusalem aufeinander und reisen zusammen durch Israel. Das "bewegte Miteinander" der familiären Dynamik verdeutlicht die Autorin gekonnt mit ihren "Stakkato"-Sätzen, bemerkt Boehm. Außerdem imponiert ihm, dass die Figuren nicht starr bleiben, der gläubige Avi fährt zum Beispiel auch am Schabbat Auto. Das Glossar mit allerhand jüdischen Begriffen findet Boehm hilfreich, wundert sich aber über die Auslassung einiger Wörter. Trotzdem ist der Rezensent angetan von diesem Buch, dass auch das jüdische Leben in Deutschland treffend darzustellen weiß.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 22.08.2023

Mit Gewinn liest Rezensentin Beate Tröger Dana Vowinckels Roman über eine deutsch-jüdische Familie, der mit dem Besuch der jugendlichen Tochter Margarita bei ihrer Mutter Marsha in Israel einsetzt. Die Reise führt zu einigen Verwicklungen, führt Tröger aus, in die auch weitere Familienmitglieder verstrickt sind und die sich schließlich an einem dritten Handlungsort, Chicago, zuspitzen. Geschickt konstruiert ist der mal aus der Perspektive Margaritas, mal aus der ihres Vaters Avi erzählte Roman, so Tröger, und auch diverse Nebenfiguren sind ihr ans Herz gewachsen. Als verhandelte Themen nennt die Rezensentin Identität und Fremdheit, politische Thesen trage das Buch hingegen glücklicherweise nicht vor sich her.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.08.2023

Dana Vowinckels Debütroman braucht den Vergleich mit großen amerikanischen Familienepen nicht zu scheuen, versichert Rezensentin Marie Schmidt. Nur, dass es sich in diesem Fall um eine beständig vom Zerfall bedrohte deutsch-jüdische Familie handelt, deren Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt wird: der des Vaters Avi und der der 15 Jahre alten Tochter Margarita. Sehr reizvoll empfindet Schmidt die Differenz zwischen diesen beiden Figuren: der Vater ist stark von seiner Religion geprägt, die Tochter von ihrer Pubertät. Die Mutter wiederum erhält keine eigene Erzählstimme, was die Rezensentin mit Mütterlichkeitsdiskursen und auch der jüdischen Matrilinearität in Verbindung bringt. Es geht, so Schmidt, durchweg auch um das schwierige Verhältnis zur deutschen Mehrheitsgesellschaft und deren "Gedächtnistheater" (Bodemann). Ob sich deutsche nichtjüdische Leser mit den jüdischen Hauptfiguren oder eher mit den zumeist wenig positiv gezeichneten nichtjüdischen Nebenfiguren identifizieren sollten, ist für Schmidt eine entscheidende Frage. Der literarische Wert des Buches sei von solchen und ähnlichen Überlegungen freilich unbenommen.
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