Delfi

Tempel. Magazin für neue Literatur, Band 1
Cover: Delfi
Ullstein Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783546100908
Broschiert, 152 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Fatma Aydemir, Hengameh Yaghoobifarah, Miryam Schellbach und Enrico Ippolito. Und Sie dachten bisher, Zeitschriften seien tot? Es ist ganz anders. Vom Ende eines Mediums wird immer dann gesprochen, wenn seine beste Zeit bevorsteht. Hier und da verkünden Literaturzeitschriften ihr Ende, wir drehen den Spieß um und gründen eine neue. Ganz in dem Glauben, dass Magazine mit ihrer diskursiven Reaktionsfähigkeit, ihrer Heterogenität der enthaltenen Formen und Gattungen nicht für das Publizieren von gestern, sondern für das von morgen stehen, präsentieren wir die erste Ausgabe von Delfi. Zeitschrift für neue Literatur. Delfi erscheint zweimal jährlich als Themenmagazin und vereint die relevantesten internationalen und deutschsprachigen Positionen aus Prosa, Dramatik, Lyrik, Essayistik und Comic. 

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2023

Rezensentin Kristina Maidt-Zinke staunt über den Mut der Herausgeberinnen, jetzt noch eine Literaturzeitschrift zu gründen - und das auch noch im Print. Aber im Hintergrund steht der zu Ullstein gehörende Claasen-Verlag, das Projekt ist also ökonomisch abgesichert, weiß die Kritikerin. Dennoch: Das Heft kann sich sehen lassen, optisch "cool", inhaltlich anspruchsvoll, ausgewogen und zeitgeistig, lobt Maidt-Zinke. Unter "den relevanten Positionen" der Gegenwartsliteratur, die sich laut Herausgeberquartett im Magazin zu bestimmten Themen positionieren sollen, gehören im aktuellen Heft Maria Stepanova, Ocean Vuong, Mohamed Mbougar Sarr oder Deniz Utlu. Das Thema "Tempel" gehen sie unterschiedlich an, vor allem aber gelingt es den meisten Beiträgen das Ziel der Herausgeber umzusetzen, versichert die Kritikerin: Ein Gespräch im "lesenden Kopf" zu beginnen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.09.2023

Rezensent Michael Wolf hebt bei der unterschwelligen Selbstverliebtheit, mit der der Ullstein-Verlag seine neue Print-Zeitschrift im Online-Zeitalter vorstellt, zunächst die Augenbrauen - wenn man hier nicht an Profit interessiert sei, so doch umso mehr an demonstrativer "Profilbildung" -, findet dann aber doch Gefallen an einigen der Beiträge. Mit der Kombination gleich vierer Gattungen (Prosa, Lyrik, Comic und Essayistik) und der Anwerbung vieler wichtiger postmigrantischer Stimmen, auch auf HerausgeberInnenseite, falle die erste Ausgabe zwar nicht gerade bescheiden aus, findet Wolf, und vielen Beiträgen merkt er auch an, dass es Auftragsarbeiten waren: Enis Macis Text über sakrale Stätten fällt ihm etwa als "lustlos" auf, Lauren Groffs posthumanistische Schöpfungsgeschichte als vorhersehbar. Spannender findet er hingegen Eva Tepests "queere Bildungsreise" durch Italien, auf der Freud kurzerhand als Lesbe "sexuell angeeignet" wird, wie auch Senthuran Varatharajas Text über eine Reise nach Israel, der den Kritiker mit völliger Ironiefreiheit für sich einnimmt. Ein vielleicht etwas großspuriger, aber kein schlechter Auftakt, vermittelt Wolf.