Egon Krenz

Aufbruch und Aufstieg

Erinnerungen
Cover: Aufbruch und Aufstieg
Das Neue Berlin Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783360028051
Gebunden, 352 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Der einstige Staatschef der DDR legt seine Memoiren vor. Egon Krenz berichtet über seinen Weg, der nicht untypisch für die DDR und dennoch ein besonderer war und ihn nach Schlosserlehre, Lehrerstudium und Arbeit als Jugendfunktionär zum "Nachwuchskader" der Partei machte. Und, wie alsbald in den Westmedien gemunkelt wurde, zu "Honeckers Kronprinzen". Als er dessen Nachfolger an der Spitze des Staates wurde, war der Untergang des Landes nicht mehr aufzuhalten. Durch sein gesamtes Leben zieht sich gleichsam leitmotivisch die Vorstellung von einer besseren Gesellschaft, "dass ein gutes Deutschland blühe", wie es in Brechts "Kinderhymne" heißt, die in jener Zeit entstand, in die auch der Beginn des politischen Lebens von Krenz fällt. Die Memoiren sind auf drei Bände angelegt, setzen je einen zeitlichen Rahmen, sind jedoch nicht chronologisch und linear erzählt. Durch Vor- und Rückgriffe ordnet Krenz seine biografischen Stationen in die Zeitgeschichte ein und wertet aus der Fülle und Differenziertheit der Erkenntnisse seiner langen politischen Laufbahn und natürlich auch jener Erkenntnisse, die er nach dem Untergang seines Staates machen musste. Dadurch bekommt dieser erste - wie auch jeder weitere - Teil der Autobiografie des DDR-Staatsmannes absolute Eigenständigkeit. Der in Kolberg geborene Krenz berichtet über seine Kindheit, die durch die Kriegsflucht mit seiner Mutter nach Ribnitz-Damgarten 1945 ein ungewolltes jähes Ende fand. Zu diesem Lebensabschnitt gehört der Umstand, dass der siebenjährige Krenz in einer der Massenszene des Ufa-Films "Kolberg" mitspielte. Es sollte der letzte Spielfilm sein, der im untergehenden Reich Premiere hatte. In seiner neuen Heimat, bei den Wahlen 1946, machte Krenz für die CDU Wahlkampf, indem er SED-Plakate überklebte. Aus dieser ersten Begegnung mit Politik entwickelten sich Kontakte, die für ihn prägend wurden und zu seinem entschiedenen Ja zum Sozialismus führten. Wer waren die Leute, die in der DDR Politik machten? Welche Politik? War der Wechsel von Ulbricht zu Honecker eine Umbruchszeit? Krenz erzählt pointiert, verwebt Damaliges mit Heutigem, liefert Fakten, reflektiert seine Erfahrungen tief, kritisch und streitbar. Dadurch entsteht ein dichter, lebhafter, höchst informativer Text, der die Memoiren zu einem herausragenden Leseerlebnis macht und darüber hinaus auch eine Quelle für all jene ist, die sachlich an Geschichte, Politik und einem Nachdenken über die Gesellschaft interessiert sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.11.2022

Rezensent Stefan Locke hatte wohl nicht viel erwartet von den Erinnerungen von Egon Krenz. Was der Autor im ersten Teil seiner Autobiografie an mangelnder Selbstreflexion, an Identifikationseifer mit der DDR und bisweilen "tragikomischer" Abarbeitung am Klassenfeind an den Tag legt, überrascht Locke dann allerdings doch. Soll ich weinen oder lachen, fragt sich der Rezensent, wenn Krenz gegen die Weltgeschichte anschreibt. Immerhin: Einblicke in die Nomenklatur der DDR und in das Verhältnis Ulbricht-Honecker liefert der Autor. Historische Wahrheitsfindung sieht aber natürlich anders aus, findet Locke.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2022

Rezensent Norbert F. Pötzl empfiehlt die Erinnerungen von Egon Krenz allen Ostalgikern, die von Geschichtsklitterung und Propaganda nicht genug kriegen können. Dass Krenz weiterhin feinstes SED-Idiom spricht und auch im Ruhestand den Parteifunktionär gibt, findet Pötzl schon fast bemerkenswert. Wenn Krenz nur nicht unentwegt abenteuerliche Geschichtsdeutungen vom Stapel lassen würde à la die DDR war eine astreine Demokratie, wie die erfolgreichen Volksabstimmungen belegen. Oder: Willy Brandts Erfolg in Erfurt war nur gespielt. Oder: Die DDR duldete keinen Antisemitismus. Da kann Pötzl nur verächtlich gähnen.
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