Egon Krenz

Gestaltung und Veränderung

Erinnerungen
Cover: Gestaltung und Veränderung
Das Neue Berlin Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783360028112
Gebunden, 480 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Der zweite Band der Memoiren des einstigen Staatschefs der DDR führt direkt in den Inner Circle der Staatsführung und in jene Phase, die mittels Wandel durch Annäherung die friedliche Koexistenz sichern soll. Krenz richtet sein Augenmerk auf die Zeit nach der diplomatischen Anerkennung der DDR, auf die neue Ostpolitik der SPD-Regierung und das ständigen Schwankungen unterliegende Verhältnis zu Moskau. Er berichtet über offizielle Ereignisse und gibt den Blick frei auf so manchen noch immer nicht erhellten Hintergrund. Inzwischen vom Westen als "Honeckers Kronprinz" aufmerksam beäugt, ist er involviert in politische Entscheidungsprozesse und zugleich ein sensibler Beobachter der Akteure in Ost und West, schließlich auch der ambivalenten Entwicklungen, die Gorbatschows Perestroika in der Sowjetunion und den Bruderstaaten auslöst. Was angesichts der 89er Ereignisse hinter den Kulissen zwischen Berlin, Bonn und Moskau ablief, berichtet der Staatschef, der eine Wende einzuleiten sein Amt antrat und nach 50 Tagen demissionieren musste.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2024

Über weite Strecken eher amüsiert liest Rezensent Stefan Locke den zweiten Band von Egon Krenz' Erinnerungen, der sich der Zeit zwischen 1974 und 1988 widmet und damit dem Aufstieg des Autors in der politischen Führung der DDR bis hin zur potenziellen Honecker-Nachfolge. Ziemliche Märchen erzählt Krenz in seinem Buch, urteilt Locke, was die Zustände in der DDR betrifft, er imaginiert breite Unterstützung für das Regime im Volk, sieht die DDR als Anti-Doping-Vorkämpfer und bringt auch in Detailfragen einiges durcheinander, etwa wenn es um die Verhaftung der Bürgerrechtlerinnen Poppe und Bohley geht. Interessant ist das manchmal schon, gesteht der Rezensent ein, etwa wenn es um das Verhältnis der DDR zur Sowjetunion geht. Insgesamt zeichnet Krenz Locke zufolge das Bild eines Landes, dessen politische Führung unter Minderwertigkeitskomplexen litt, was sich unter anderem darin ausdrückt, dass der Autor wiederholt auf seine Kontakte mit Spitzenpolitikern aus aller Welt schreibt. Leider gibt es, befürchtet Locke, genug Leute, die das alles für bare Münze nehmen werden, und Schuld daran trägt durchaus auch ein von Vorurteilen geprägter westdeutscher Blick auf die DDR.
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