Felix Heidenreich

Der Diener des Philosophen

Roman
Cover: Der Diener des Philosophen
Wallstein Verlag, Göttingen 2023
ISBN 9783835355309
Gebunden, 149 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Als der ehemalige Soldat Martin Lampe in den Dienst des jungen Philosophen Immanuel Kant tritt, beginnt ein Kampf zwischen Herr und Knecht. Lampe entwickelt eine eigenwillige Form des subtilen Widerstands: Nach außen gibt er den Trottel, doch in Wirklichkeit versucht er mit hinterhältigen Mitteln den Meisterphilosophen vorzuführen und treibt ihn allmählich in den Wahn. Schon bald werden der Diener Lampe und sein Herr zu einem skurrilen, stadtbekannten Paar. Doch auch Kants guter Freund Ehregott Wasianski, der später als erster Biograf Kants berühmt werden wird, hat seine Pläne. Diese zielen vor allem darauf ab, die Gefahr einer Verheiratung Kants abzuwehren, denn dies würde das Ende der genialischen Arbeit Kants bedeuten. Der Autor inszeniert ein Verwirrspiel, bei dem historische verbürgte Fakten und intertextuelle Überblendungen ineinander übergehen. Und so liefert dieser Roman nicht nur Unterhaltung, sondern zugleich einen philosophisch informierten Blick in die Abgründe der Aufklärung.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.01.2024

Felix Heidenreich macht in "Der Diener des Philosophen" alles richtig, findet Rezensent Marc Reichwein. Ja, ein "gewitzteres" Buch zum Kant-Jubiläum 2024 kann er sich kaum denken. Aus wechselnden Perspektiven erzählt der Philosoph und Politikwissenschaftler von einem der wohl berühmtesten Herr-und-Diener-Verhältnisse der Weltgeschichte: Dem Verhältnis zwischen Immanuel Kant und seinem Diener Martin Lampe, welcher nach fast einem halben Jahrhundert im Hause Kant entlassen wurde - und das aus Gründen, die nur innerhalb des Romans geklärt werden. Dabei vermeidet der Autor gekonnt die große Gefahr einer solche Erzählung, lesen wir: sich einem bloßen "Herr- und Diener-Dualismus" hinzugeben. Stattdessen werden der Leserschaft in zahlreichen kaleidoskopisch angeordneten Episoden allerhand Gestalten und Geschichten aus dem Umfeld Kants vorgeführt, an denen der Rezensent seine Freude hat. Heidenreich zeigt sich dabei nicht nur als Kant-Kenner, sondern auch als Fan Daniel Kehlmanns und Umberto Ecos. So bietet sein Roman eine herrliche Melange aus Porträt, Gelehrtensatire, Ideenroman, Zeitgeschichte und engagierter Fan-Fiction, so der hingerissene Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.10.2023

Rezensent Oliver Jungen ist begeistert von Felix Heidenreichs Kant-Roman, in dem unter anderem ein für den Philosophen unkategorisierbarer Vogel durch Preußen stakst, an dem sich die philosophischen Probleme der Zeit kristallisieren. Um die "Geburt der Aufklärung" geht es in diesem mit laut Jungen viel Witz und philosophischer Expertise hantierenden Buch, erfahren wir. Kant wird als schrullig dargestellt, so der Kritiker, wobei auch seine jungen Jahre als Frauenheld und Billardkönner thematisiert würden. Aufgespannt wird die Erzählung laut Jungen als Zweikampf der beiden Kant-Diener Wasianski und Lampe, wobei ersterer die hehren Ideale des Philosophen zu schützen versucht und letzterer, von Kant geschasst, eine deutlich bodenständigere Weltsicht verkörpert. In dieser Auseinandersetzung, die sich auch auf Kants intellektuelles Erbe bezieht, liegt die dialektische Ponte dieses perfekt ausgearbeiteten Romans, lobt Jungen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.08.2023

Gern taucht Rezensent Thomas Ribi gemeinsam mit Felix Heidenreichs Roman in die zunehmend verworrene Innerlichkeit des alternden Immanuel Kant ein. Um die letzten Lebensjahre des Philosophen geht es, lernen wir, Kant möchte noch einmal ein letztes, großes Buch schreiben, das seine gesamten Erkenntnisse systematisch zusammenfasst, aber verzweifelt immer mehr an seinem Denken und auch an der in seiner Philosophie so zentralen Vernunft. Geschickt bewegt sich Heidenreich durch Kants Biografie, lobt Ribi, und führt außerdem mit Wasianski, dem Privatsekretär des Philosophen, eine weitere, durchaus komplexe Figur ein. Nach außen gibt sich dieser Wasianski loyal, lernen wir, tatsächlich jedoch wird er zu Kants Quälgeist. Sehr gut kennt sich Heidenreich mit Kant und den Abgründen des Denkens des Philosophen aus, urteilt der Rezensent, und das komme dem Roman zugute.