Florian Illies

Zauber der Stille

Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten
Cover: Zauber der Stille
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2023
ISBN 9783103972528
Gebunden, 256 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Kein deutscher Maler löst solche Emotionen aus wie Caspar David Friedrich: Seine abendlichen Himmel sind bis heute Ikonen der Sehnsucht, er inspirierte Samuel Beckett zu "Warten auf Godot" und Walt Disney zu "Bambi" - Goethe jedoch machte die rätselhafte Melancholie seiner Bilder so wütend, dass er sie auf der Tischkante zerschlagen wollte.In seiner groß angelegten Reise durch die Zeiten erzählt Florian Illies erstmals die Geschichte der Bilder Friedrichs: Zahllose seiner schönsten Gemälde sind verbrannt, erst in seinem Geburtshaus und dann im Zweiten Weltkrieg, andere, wie der "Kreidefelsen auf Rügen" tauchen hundert Jahre nach Friedrichs Tod aus dem Nebel der Geschichte auf. Illies erzählt, wie Friedrichs Bilder am russischen Zarenhof landen, zwischen den Winterreifen in einer Autowerkstatt der Mafia und in der Küche einer hessischen Sozialwohnung. Von Hitler so verehrt wie von Heinrich von Kleist, von Stalin so gehasst wie von den 68ern - am Beispiel von Friedrich werden 250 Jahre deutsche Geschichte sichtbar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.11.2023

Rezensent Stefan Trinks ist gefesselt von Florian Illies literarischer Reise durch Caspar David Friedrichs Leben und Werk. Anhand ausgewählter Gemälde des Künstlers und um den Themenkomplex von Wasser, Erde und Feuer herum sortiert vermittle der Autor seiner Leserschaft einen Eindruck Friedrichs nicht als Künstler im "Elfenbeinturm", sondern eines Menschen aus Fleisch und Blut: Um die feurigen Flitterwochen mit seiner Ehefrau Line gehe es etwa, oder um die Sitznachbarschaft Thomas Manns mit Walt Disney im Zuge einer Preisverleihung, die vielleicht auch zur Beeinflussung Disneys von Friedrichs Malerei beitrug, wie Trinks erfährt. Auch von anderen Spuren gewisser Gemälde, etwa in den Eisbergen in "Titanic" oder in Becketts "Warten auf Godot" liest der Professor für Kunst- und Bildgeschichte gespannt, ebenso wie von der starken Dezimierung von Friedrichs Werk bei verschiedenen Bränden. Nur manchmal nimmt ihm Illies' Hang zur Metaphorik etwas überhand; insgesamt scheint ihm die Darstellung gut zu gefallen.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 08.11.2023

Rezensent Thorsten Jantschek ist äußerst angetan von Florian Illies Biografie über Caspar David Friedrich. Die Kapitel sind dabei in die vier Elemente unterteilt und lesen sich wie Alben, die aus "Miniaturen" bestehen, erläutert Jantschek. So gelinge es dem Autor beispielsweise darzulegen, wie Caspar David Friedrich zum Ideengeber für Walt Disney wurde, aber auch, wie das Werk durch die Nazis vereinnahmt wurde. Überhaupt besticht das Buch durch spannende Geschichten, auch um Geschäfte rund um die Bilder Friedrichs, so Jantschek. Mit "schriftstellerischem Überschwang" male Illies zudem Episoden der Biografie kunstvoll aus, so Jantschek, der dem Maler hier bedeutend näher kommt. Am Ende der Lektüre trauert er schließlich den  verlorengegangenen Bilder Friedrichs nach.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.11.2023

"Gegensätze ziehen sich an", sagt man. Florian Illies' und Caspar David Friedrich sind ein gutes Beispiel dafür, findet Rezensent Tilman Krause. Der eine ein spirituell veranlagter, in sich gekehrter Einzelgänger, bereits zu Lebzeiten vergessen, mit einer Biografie, die nicht wirklich zu einer spannenenden Erzählung gereicht. Der Andere ein Star der deutschen Literaturszene, einer, der durchaus ab und an Gefahr läuft ein "Thomas Gottschalk der Kunstgeschichtsschreibung" oder auch der Geschichtsschreibung im Allgemeinen zu werden, wie Krause es liebevoll spöttelnd ausdrückt. Viel Gutes entsteht aus der Verbindung dieser Gegensätze, findet der Rezensent: Geschickt, einfühlsam, effektvoll schreibt Illies über den Maler und vor allem dessen Rezeption, denn diese ist es, die die interessanten Fragen aufwirft - Fragen, die Illies gern stellt, die er sich jedoch nicht oder nur ansatzweise zu beantworten anmaßt. Mit intellektuellem Interpretationsgeschwafel hält sich der Autor erfreulicherweise zurück, so Krause. Lässig und unterhaltsam ist sein Stil, manchmal vielleicht ein wenig allzu unterhaltsam. Großartig ist dieses Buch jedoch vor allem dort, wo der Autor analysiert, wo er sich dem "Zauber der Stille" hingibt und seiner Demut und Liebe zu Friedrichs Malereien Ausdruck verleiht. Diese Passagen sind es, in denen der Funke der Leidenschaft auf den Leser überspringt, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.10.2023

Rezensent Philipp Meier empfiehlt die Friedrich-Biografie von Florian Illies wegen ihrer stilistischen Eleganz und ihres Geistreichtums. Die vier nach den Elementen benannten Kapitel, die der Kunsthistoriker laut Meier entlang der schriftlichen Zeugnisse des Künstlers als Epochenporträt gestaltet, liest der Rezensent aber auch als spannenden Blick in die Keimzelle der abstrakten Malerei: Im Wasser-Kapitel widmet sich der Autor dem radikalen Werk "Mönch am Meer" und erahnt eine Pistole unter der Kutte der Figur.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.10.2023

Rezensentin Elke Heidenreich schwärmt innig von Florian Illies und seinem "federleichten" Stil. Heidenreich liegt dem Autor zu Füßen, wenn der sich auf so "raffinierte" wie gut informierte, unwiderstehliche Weise dem dunklen Romantiker Caspar David Friedrich widmet, beiläufig die Chronologie mit Querverweisen und enzyklopädischem Wissen aufbricht und indem er entlang der Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft erzählt und all das so "lässig", dass es Heidenreich ganz romantisch ums Herz wird. Kompliziert ist dieses "Wunderbuch" keineswegs, versichert Heidenreich glaubhaft.
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