Geheime Depeschen aus Berlin

Der französische Botschafter François-Poncet und der Nationalsozialismus
Cover: Geheime Depeschen aus Berlin
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2018
ISBN 9783534269662
Gebunden, 256 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Jean-Marc Dreyfus. Aus dem Französischen von Birgit-Lamerz-Beckschäfer. Als französischer Botschafter in Berlin erlebte André François-Poncet 1931-38 das Ende der Weimarer Republik und den Aufstieg des Nationalsozialismus. Der Franzose war ein ausgezeichneter Kenner Deutschlands und seiner Kultur, sprach fließend Deutsch. Er gilt nicht nur als gut informierter Beobachter, sondern auch als scharfsinniger Analytiker. Bereits bei seinem Amtsantritt im Herbst 1931 schilderte er die Gefahren, denen er Deutschland und Europa mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten ausgesetzt sah. Die Botschaftsberichte sind einmalige Dokumente über das nationalsozialistische Deutschland. François-Poncet beobachtet und kommentiert die Ereignisse genau, dabei hat er einen Blick sowohl für die ökonomischen Probleme als auch für Spezialthemen wie etwa Verwaltungsreformen. Sensibel spiegelt er immer wieder nationalsozialistische Propaganda und öffentliche Meinung nach Paris. Zwei Themen räumt er besondere Aufmerksamkeit ein: der "Volksgemeinschaft" und der Judenverfolgung.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.06.2018

Rezensent Rudolf Walther erfährt in dem von Jean-Marc Dreyfus herausgegebenen Band mit den Berichten des französischen Botschafters in Berlin 1931-1938, André François-Poncet, was ein Diplomat in Deutschland schon vor dem Krieg erkennen konnte, sofern er nicht die Augen verschloss vor der Indoktrination und der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten. Der Autor durchschaute nicht nur den Scheinlegalismus und erkannte das Ausbleiben der Opposition Anfang 1933, schreibt Walther, er nahm voller Abscheu auch die Judenverfolgungen zur Kenntnis und das willkürliche Walten der SA. Dass François-Poncet dennoch die Bereitschaft der Nazis unterschätzte, das Undenkbare zu tun, scheint Walther dagegen verzeihlich. Die kommentierte Auswahl der Diplomatenberichte nach Paris bietet zwar keine Sensationen, aber dennoch lohnende Lektüre, findet Walther.