Hans Christoph Buch

Elf Arten, das Eis zu brechen

Roman
Cover: Elf Arten, das Eis zu brechen
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783627002305
Gebunden, 256 Seiten, 21,00 EUR

Klappentext

H. C. Buch ist der große Reisende unter den deutschen Schriftstellern. Mit seinem neuen Roman betritt er jedoch unbekanntes Terrain. Zum ersten Mal im literarischen Kosmos von H. C. Buch steht die Familie des Autors im Mittelpunkt: sein Vater, der Diplomat, der Shakespeare und die Bibel im Original las, seine Mutter Rut, die nach einer Kopfoperation zu malen begann und im Frühjahr 1960 Picasso besuchte, sein Großvater, der Ende des 19. Jahrhunderts nach Haiti auswanderte, die Pharmacie Buch gründete und eine Haitianerin heiratete. Doch damit nicht genug, denn "jede Familie birgt ein dunkles Geheimnis, das nicht besprochen, sondern beschwiegen werden soll." Und so beginnt der Roman nicht ohne Grund an einem der stillsten und kältesten Orte der Welt, mitten in der Antarktis, auf dem Eisbrecher Almirante Irizar.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.12.2016

Rezensentin Beatrice von Matt ahnt, warum Hans Christoph Buch mitunter die stilistische Sorgfalt abgeht: Der Mann hat einfach zu viel zu erzählen. Dicht und spannungsvoll findet von Matt im übrigen, was Buch hier vorlegt, eine Spurensuche in der eigenen Familiengeschichte. Halb faktentreu, halb romanhaft angelegt, vor allem aber absurd spintisierend, wie von Matt erklärt, stellt der Autor Grundsatzfragen: Wer bin ich? Woher komme ich? Die lose Einteilung, den Fragen folgend, füllt sich laut von Matt allerdings nicht mit klugen Lösungen. Eher scheint es der Rezensentin hinterher, als werde die Welt umso rätselhafter, je näher man ihr auf den Leib rückt. Fremdheit scheint ihr das prägende Gefühl, das hier vermittelt wird. Entsprechend gut gewählt das Leitmotiv Eis, die literarischen Bezüge zu Kafka, findet von Matt.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 01.10.2016

Marko Martin mag Hans Christoph Buchs unverkennbare Mischung aus "Hyperrealistik, konziser Reflexion" und sarkastischem Hang zu Absurdem und freut sich, dass der Reise-Reporter und Schriftsteller diesmal sogar über seinen "eleganten Parcourslauf" hinausgeht. Mit Vergnügen begleitet der Kritiker das aus anderen Büchern bereits bekannte Figurenensemble auf eine weitere Weltreise, die ihn zu besoffenen Sowjetbonzen, tschetschenischen Kriegern, einem Stasi-Ornithologen, einer Staatsdichter-Witwe und weiteren kuriosen Gestalten führt. Hochgestimmt liest der Rezensent, mit welcher Intensität Buch seine eigene Familiengeschichte vom auf Haiti lebenden Großvater bis zum Vater, einem bundesdeutschen Nachkriegsdiplomaten und Naziverächter, der zugleich mit dem NSDAP-Mitglied Franz Nüßlein befreundet war, schildert. Da verzeiht Martin auch gern, dass die Figuren zwar plastisch, aber nicht besonders psychologisch nuanciert erscheinen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.08.2016

Cornelius Wüllenkemper staunt über die Leichtigkeit, mit der Hans Christoph Buch allein mit den Möglichkeiten der Sprache, mit seiner Belesenheit und Welterfahrung in seinem neuen autobiografisch gefärbten Roman das Groteske und die Vorläufigkeit der Wirklichkeit erkundet, ohne zu moralisieren. Erinnerungsfetzen werden zu Weltgeschichte, meint der Rezensent, wenn der Autor seinen Abenteuerreisen vom Partykeller in Wetzlar über Bangkok und Russland nach Kambodscha und Haiti unternimmt, sich von Kafka und Karl May inspirieren lässt und in konkreter Sprache subjektive Wahrnehmung, gelehrten Exkurs, Querverweise und seine eigene Familiengeschichte miteinander kombiniert. Dass die Realität nur ein Abklatsch der Literatur sein könnte, ahnt der Rezensent, wenn er Buch liest.
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