Hans Joachim Schädlich

Das Tier, das man Mensch nennt

Cover: Das Tier, das man Mensch nennt
Rowohlt Verlag, Hamburg 2023
ISBN 9783498002329
Gebunden, 160 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

"… hauptsächlich hasse und verachte ich das Tier, das man Mensch nennt, obwohl ich herzlich John, Peter, Thomas usw. liebe." Unter diesem Credo von Jonathan Swift aus dem Jahr 1725 versammelt Hans Joachim Schädlich in seinem neuen Buch Texte, die wie in einem Kaleidoskop historisch genau recherchierte Verheerungen der letzten Jahrhunderte spiegeln.Verbrechen der Nazizeit, des Stalinismus und totalitärer Systeme und Gewalttaten Einzelner, die an Rohheit kaum zu überbieten sind, werden konterkariert von skurrilen und sanfteren Texten. Voller Achtung vor schöpferischer Genialität, mit einer fast liebevollen Hinwendung zu den kleinen, verzeihlichen menschlichen Schwächen besticht Hans Joachim Schädlich mit einer sprachlichen Knappheit, die Raum lässt für eigene Deutung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.06.2023

Kaum ein anderer Schriftsteller liest und bespricht mit solcher Begeisterung Bücher wie Jochen Schimmang. Obwohl Begeisterung. Schimmang räumt ein, dass Hans Joachim Schädlichs Miniaturen über das Böse im Menschen und auf der Welt natürlich nicht gerade dauernd froh machen. Zum Beispiel die Geschichte über Stalin und seinen Henker oder jene über einen unzureichend untergetauchten Juden-Mörder. Wie gut, dass im Band auch Novellen über den Musiker Karl Ditters und den russischen Dichter Daniil Charms den Triumph der Kunst über die Barbarei bezeugen, meint Schimmang. Schädlich schreibt übrigens wie gewohnt knapp und konstatierend, so der Rezensent knapp und konstatierend.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.04.2023

Dem Rezensenten Lothar Müller imponiert es, wie Hans Joachim Schädlich von der Tierhaftigkeit des Menschen erzählt, ohne zum Misanthropen zu werden. In knapp fünfzig Miniaturen kehre der 1935 geborene Autor zur ihm vertrauten kleinen Form zurück und erzähle dabei vorrangig von verschiedenen menschlichen "Untaten" vor allem aus dem 20. Jahrhundert, teils auch aus früherer Zeit oder der Gegenwart: Es geht etwa um Stalin und seinen Henker, um die Exilierung von Marta und Lion Feuchtwanger, um Hexenverbrennungen oder die zweite Karriere eines ehemaligen NS-Funktionärs in der DDR. Neben dem Eindruck, als hätte Schädlich hier nochmal seine "Lebensthemen" versammelt, findet Müller vor allem den "Sprachfilter" des Schriftstellers bemerkenswert, der alles Nahbare, sei es das anekdotisch "Anheimelnde" oder das Dokumentarische, aus seinen Texten ausstreiche. Übrig bleiben, so Müller, karge Prosastücke, am besten mit Pausen zu lesen, die sich weder in eine "Kette der Grausamkeiten" fügen - immer wieder blitze auch Zuversicht auf -, noch ein Triumphgefühl der moralischen Überlegenheit provozieren, analysiert der Kritiker. Er schätzt hier scheinbar die Wahrhaftigkeit in Schädlichs Blick auf den Menschen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.02.2023

Rezensent Jürgen Verdofsky schwelgt in Hans Joachim Schädlichs "humanem Realismus". Wie der Autor ein Füllhorn des Schreckens über uns ausleert, indem er von Judenjägern, Nazikollaborateuren, Massenmeuchlern, mörderischen Großmuftis und Mielke als Kinderdieb berichtet, abgründig und mit historischen Anekdoten aufgelockert, findet Verdofsky enorm lesenswert. Was Wirklichkeit, was Wahrheit ist, legt Schädlich dar in "ergreifender" Schreibe, nüchterner Klarheit und "fragmentarischer Strenge", lobt er.