Ilja Ehrenburg

Das bewegte Leben des Lasik Roitschwantz

Roman
Cover: Das bewegte Leben des Lasik Roitschwantz
Die Andere Bibliothek, Berlin 2016
ISBN 9783847703754
Gebunden, 408 Seiten, 42,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Waldemar Jollos. Mit einem Nachwort von Peter Hamm. Der kleine jüdische Herrenschneider Lasik Roitschwantz wird vom Lehrmeister Hunger durchs Leben, über Grenzen und Sprachen gewirbelt. Er verliert sein Geschäft und seine Heimat, er beginnt eine Odyssee als Parteikandidat in Kiew, Kaninchenzüchter in Tula und Schriftsteller in Moskau er wird zum Affen im Wanderzirkus, zum Filmschauspieler in Berlin und Rabbi in Frankfurt. Aber ob Königsberg, Paris oder London, von einer Hoffnung, einem Hunger, von einem Traum zum nächsten getrieben, wird der arme Ostjude Roitschwantz zum Anpassungskünstler und Enttarnungsgenie vor allem aber zum ewigen Verlierer, der endlich im gelobten Heiligen Land eintrifft und am heiligsten Feiertag des Jahres neben dem Grab von Jakobs Ehefrau Rahel verhungert. Sprache war der Überlebensstoff des Lasik Roitschwantz.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 31.12.2016

Rezensent Joseph Wälzholz ist zwiegespalten: Dass der erstmals 1928 erschienene Schelmenroman des russischen Schriftstellers in einer schönen neuen Ausgabe erschienen ist, freut den Kritiker zwar. Mit der hier zugrundeliegenden Erstübersetzung Waldemar Jollos kann Wälzholz aber leider nicht viel anfangen: Wenn der Rezensent "Geisel" statt "Geißel" oder "Sonnabend" statt "Schabbes" liest, erscheint ihm die Übersetzung geradezu "bizarr". Da der Kritiker die unterhaltsame Lektüre der Geschichte um den Juden Lasik Roitschwantz, der von Kiew über Moskau und Berlin bis nach London und Paris reist und allerlei Abenteuer erlebt, dennoch empfehlen möchte, rät er zu Thomas Reschkes Übersetzung von 1985. Mit Peter Hamms instruktivem Nachwort ist Wälzholz allerdings weitgehend einverstanden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.07.2016

Rezensent Jakob Hessing ist dankbar, dass dieser frühe Roman Ilja Ehrenburgs, bedeutender Intellektueller der Sowjetunion und "kompromissloser Kämpfer" gegen Faschisten und Nationalsozialisten, durch die exzellente deutsche Übersetzung Waldemar Jollos wieder zugänglich ist. In dem im Jahre 1928 erstmals erschienenen Roman liest der Kritiker die Geschichte des Juden Lasik Roitschwantz und folgt ihm nicht nur durch russische Gefängnisse, sondern auch durch die Länder der jüdischen Diaspora. Bisweilen erinnert der Roman Hessing an die Geschichte des "braven Soldaten Schwejk". Vor allem aber lernt der Rezensent hier einiges über die jüdisch-spanische Tradition des Picaro und lauscht in den "traurigen Monologen" des Protagonisten den verbliebenen Klängen des Jiddischen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.07.2016

Als das jiddisiche Pendant zu Hans Falladas "Kleiner Mann - was nun?" versteht Ulrich Gutmaier diesen Roman von Ilja Ehrenburg, in dem Lasik Roitschwantz für "dos kleine Menschele" steht. Der jüdische Schneider Rotschwanz wird in der Sowjetunion Opfer einer bösen Denunziation und gezwungen, sein Leben künftig am Rand der Gesellschaft, auf der Flucht und in Gefängnissen zu führen. Allerdings bringen nicht nur die politischen Umstände Roitschwanz immer wieder in Schwierigkeiten, sondern auch seine Vorwitzigkeit. Was Gutmaier noch auffältt: Bei Ehrenburg so wenig wie bei Fallada spielt die Religion als Heilsbringerin eine Rolle. Sehr modern, findet Gutmair.