Ilko-Sascha Kowalczuk

Walter Ulbricht

Der kommunistische Diktator
Cover: Walter Ulbricht
C.H. Beck Verlag, München 2024
ISBN 9783406813962
Gebunden, 956 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Walther Ulbricht prägte die deutsche und europäische Geschichte im 20. Jahrhundert wie nur wenige andere. Der erste Band von Ilko-Sascha Kowalczuks monumentaler Biografie ist auf ein großes öffentliches Echo gestoßen. Nun folgt der zweite Band, der zeigt, wie der deutsche Kommunist zum kommunistischen Diktator wurde. Als er 1945 aus der sowjetischen Emigration nach Deutschland zurückkam, war Ulbricht bereits der für Moskau wichtigste Funktionär der deutschen Kommunisten. Er betrieb unter Anleitung Stalins die Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED und gründete die DDR. Er schlug den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 nieder und ließ die Mauer bauen, die für immer mit seinem Namen verbunden bleiben wird.
Ab Frühling 1945 konnte Walter Ulbricht seinen langgehegten Traum verfolgen: ein kommunistisches Deutschland zu schaffen. Als Stalins wichtigster Mann in der sowjetisch besetzten Zone wurde er zum eigentlichen Staatsgründer der DDR, der allerdings erst 1960 auch formell zum obersten Funktionär aufstieg. Immer wieder konnte er seine Macht behaupten, so beim Aufstand vom 17. Juni 1953 , der gegen seine Herrschaft gerichtet war. Als sie 1960/61 erneut in Gefahr geriet, errichtete er die Mauer. Anschließend erfand sich Ulbricht neu und versuchte als "Landesvater" die DDR im begrenzten Rahmen zu verändern. Er scheiterte an seinen konservativen Gegenspielern in der SED-Spitze. Der Sturz Ulbrichts 1970/71 war allerdings nicht nur dieser mächtigen, von Moskau unterstützten Gruppe geschuldet - denn Ulbricht war inzwischen krank und alt. Kowalczuks Biografie zeichnet nicht nur all diese politischen Entwicklungen quellennah nach, sie zeigt auch, wie Ulbricht abseits des Protokolls lebte, wer die wichtigsten Menschen in seinem Umfeld waren und warum die Geschichte der DDR und des Kommunismus ohne Kenntnis der Biographie Ulbrichts nicht zu verstehen ist.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.03.2024

Ein Buch, das Maßstäbe setzen wird, ist Ilko-Sascha Kowalczuks Biografie über Walter Ulbricht, da ist sich Rezensent Henry Bernhard sicher. Im nun vorliegenden zweiten Teil geht es um die Jahre ab 1945 und also, wie Bernhard im Anschluss an Kowalczuk nachzeichnet, vor allem darum, wie Ulbricht die DDR geprägt hat. Bernhard zeichnet mit Kowalczuk nach, wie Ulbricht sich dabei stets streng an der leninistischen Orthodoxie orientierte und das eigene undemokratische Handeln als Ausdruck historischer Notwendigkeit begriff. Ulbricht wird in dem Buch als ein arbeitssamer, humor- und emotionsbefreiter Mensch beschrieben, der sein Leben ganz seiner politischen Überzeugung unterstellt, so der Kritiker. Auch die Staatsideologie der DDR komme zur Sprache. Für Bernhard wird dabei deutlich, wie die Rede vom Antifaschismus benutzt wurde, gegen den Westen und auch die Sozialdemokratie mobil zu machen. Kowalczuk hält sich streng an die Quellen erfahren wir, und widersteht durchweg der Versuchung, sich über Ulbricht lustig zu machen - auch das gefällt Bernhard sehr an dem Buch.