Iwan-Michelangelo D'Aprile

Fontane

Ein Jahrhundert in Bewegung
Cover: Fontane
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2018
ISBN 9783498000998
Gebunden, 544 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Fontane schrieb Balladen und Gedichte über amerikanische Dampfschiffe und Eisenbahnunfälle in Schottland, als Journalist und Romanautor war er ein unermüdlicher Stoffesammler, er experimentierte mit Genres und Formaten ebenso unternehmungslustig, wie er es als Apotheker mit den Arzneimischungen getan hatte, 'bis die Mischung stimmte'.Der Germanist Iwan-Michelangelo D'Aprile löst Fontane in diesem Buch aus seinem Nahbereich Preußen und Brandenburg, und sucht ihn inmitten der beschleunigten, zunehmend elektrifizierten und globalisierten Welt auf, in der er lebte. Wir begegnen Fontane bei der Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahnlinien, begleiten ihn als frühen Pauschaltouristen auf hohe See, erleben ihn 1848 als Barrikadenkämpfer und als Wahlmann für das erste frei gewählte Parlament der deutschen Geschichte. Wir folgen ihm als Korrespondenten nach London, lernen ihn als Beobachter der neuen foto- und telegrafiegestützten Kriegsreportage sowie als Kolonialismuskritiker kennen und erleben, wie er im fortgeschrittenen Alter energisch im Kulturbetrieb der Hauptstadt des neuen Kaiserreichs Berlin mitmischt, den modernen Berliner Gesellschaftsroman begründet und zum Förderer und Idol einer neuen Generation junger Avantgardisten wird.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 30.12.2019

Rezensentin Ursula März stellt zum zweihundertsten Geburtstag Theodor Fontanes drei Neuerscheinungen vor, die sie aus dem schieren Überangebot herausgefischt hat - mit Blick auch auf Portemonnaie und Lesezeit ihrer Zuhörer, aber vor allem mit Blick auf die "Gegenwärtigkeit" Fontanes. Biedermeierlich ist der Autor in diesen drei lesenswerten Büchern von Iwan-Michelangelo D'Aprile, Hanjo Kesting und Burkhard Spinnen jedenfalls nicht, versichert sie, sondern polyglott und ein Kämpfer mit Problemen im "Frühstadium unserer Zeit". Iwan-Michelangelo D'Apriles Fontane-Biografie zeichnet Fontanes beschwerlichen Lebensweg zum Schriftsteller nach - ein prekäre Künstlerexistenz mit Familie und ungeliebten Brotjobs. Und er zeigt ihn dabei in einer Zeit des Aufbruchs und der stürmischen Anfänge der industriellen Revolution, so März, die diese unsentimentale Biografie wärmstens empfiehlt.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 19.01.2019

Unter der Vielzahl von Neuerscheinungen die anlässlich von Theodor Fontanes 200. Geburtstag publiziert werden, scheint Rezensent Tilman Krause nur der Großessay des Literaturwissenschaftlers Iwan-Michelangelo D'Aprile lesenswert. Vergnügt liest der Kritiker das seiner Meinung nach "frische" und "originelle" Werk, das zwar Fontanes Leben abschreitet, aber keineswegs nur als Biografie verstanden werden sollte. Vielmehr staunt Krause, wie der Autor die Lebenswirklichkeiten der Epoche durchmisst, dabei auch Journalismus und Literatur jener Zeit beleuchtet und ihm Fontane mit all seinen Brüchen dennoch menschlich nahe bringt. Und wie D'Aprile Fontanes Apothekerausbildung mit dessen Romanschaffen kurzschließt, ringt dem Kritiker ebenfalls größte Anerkennung ab. Ein paar Flüchtigkeitsfehler verzeiht er da gern.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.11.2018

Mit großem Interesse hat Rezensent Stephan Speicher die neue Fontane-Biografie des Potsdamer Kulturwissenschaftlers Iwan-Michelangelo D'Aprile gelesen, denn sie führt ihm nicht nur ein facettenreiches Bild des Schriftsteller, sondern auch seiner Epoche vor Augen. Speicher begegnet hier einem Mann, der von der Moderne begeistert war, von der englischen Presse und echten Menschen: "Sehr viel gilt mir auch die Ehrlichkeit, der man bei den Magdalenen mehr begegnet als bei den Genoveven", zitiert Speicher und ist D'Aprile dankbar, dass er solche Selbstauskünfte ernst nimmt, aber auch zurechtzurücken weiß: Fontane hatte zwei uneheliche Kinder, und je nach beruflicher Anstellung sah er sich selbst eher als 1848-Revolutionär oder "Regierungs-Schweinehund". Am Ende bedauert Speicher ein wenig, dass sich D'Aprile zu wenig mit den Werken auseinandersetzt, auch wenn er durchaus auf das Schematische mancher Romane zu sprechen komme, die der Apothekersohn nach eigener Aussage oft "nach Rezept zusammenleimte".
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de