John Wray

Unter Wölfen

Roman
Cover: Unter Wölfen
Rowohlt Verlag, Hamburg 2024
ISBN 9783498002466
Gebunden, 480 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Bernhard Robben. Kip Norvald wächst in den späten 80ern in Venice, Florida, bei seiner Oma auf. Kira Hetfield lebt im Trailer ihres Vaters, Leslie Vogler, der androgyne Schwarze in Glamklamotten, bei den jüdischen Adoptiveltern. Nichts in ihrem Leben ist gut und einfach. Was sie zusammenbringt, ist eine neue, unerhörte Musik: Death Metal. Deren reinigende Härte lässt vieles vergessen, Kips psychische Probleme, die Übergriffe von Kiras Vater, Leslies blutiges Gesicht nach einem homophoben Angriff. Die drei wollen nur weg aus diesem toten Winkel Floridas, wo es außer Rentnern, Bullen und Drogenköchen, Sümpfen und Palmen wenig gibt. Und so steigen sie eines Tages ins Auto und verschwinden in Richtung L. A. - Hauptstadt des Metal, des Glamrock, der legendären Clubs, in ein Dasein voller Freiheit und Risiko. Es dauert lange, bis Kip erkennt, dass seine Liebe zu Kira unerfüllt bleiben mag, aber dass sie ohne ihn von der Dunkelheit verschlungen wird.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 17.05.2024

Rezensent Jan Drees fühlt sich bei der Lektüre des Romans von John Wrary unweigerlich an Bret Easton Ellis' Roman "American Psycho" erinnert, der ebenfalls von den Abgründen des Hochkapitalismus der 1980er Jahre erzählt. Wrary schreibt über die künstlichen Attraktionen der Konsumgesellschaft im Turbokapitalismus und versucht dabei, das Gewaltpotenzial dieser Gesellschaft herauszuarbeiten, so Drees. Dieses erwachse im Roman jedoch aus der Prekarität an den Rändern, wo die sozial Marginalisierten und die sich selbst Ausgrenzenden leben. Erzählt wird von einer Gruppe von Freunden, Metal-Fans und Weltverweigerern aus schwierigen Familienverhältnissen, die das künstliche Paradies ihrer kalifornischen Heimat ablehnen. Deshalb schließen sie sich in ihrem musikalischen Kosmos ein. Drees liest Wrays "Heavy-Metal-Epos" als Geschichte von Selbstverhärtung und Realitätsverlust. Hinter dieser völligen Abwendung, ja Verleugnung der Realität und der Flucht in die (andere) künstliche Welt des Metal, in der alles so ist, wie es sein soll, verbirgt sich viel Böses, liest Drees. Drees sieht Wray mit diesem Roman endgültig in der Reihe der "großen Novellisten amerikanischer Provenienz".