Klara Blum

Der Hirte und die Weberin

Roman
Cover: Der Hirte und die Weberin
AB - Die Andere Bibliothek, Berlin 2023
ISBN 9783847704638
Gebunden, 309 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Mit einem Essay von Julia Franck. Eine jüdische Schriftstellerin aus der Bukowina und ein kommunistischer Theaterregisseur aus China: Im Moskauer Exil der 1930er Jahre lernen sie sich kennen und lieben. Aber nur drei Monate sind sie zusammen, dann verschwindet er spurlos, und die Zurückgebliebene  macht sich auf die Suche. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs führt sie die Spur ins vom Bürgerkrieg zerrüttete China. In einer Hütte begegnen sich die beiden nach elf Jahren wieder und verbringen die Nacht miteinander. Doch was wiegt schwerer, das persönliche Glück oder die gesellschaftliche Aufgabe, der sie sich verschrieben haben? Im Spiegel der chinesischen Legende vom Hirten und der Weberin erzählt Klara Blum, die große Unbekannte und Außenseiterin der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts, eine kämpferische Liebes- und Lebensgeschichte, die auch ihre eigene ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.08.2023

Rezensentin Cornelia Geißler entdeckt mit Klara Blum eine vergessene - oder viel mehr verdrängte Autorin der Kriegs- und Nachkriegszeit wieder, sowie eine großartige Liebes- und Migrationsgeschichte - eine Geschichte, die Blum gehört, nicht nur, weil sie sie geschrieben, sondern weil sie sie selbst gelebt hat, weiß Geißler. Auch sie emigrierte genau wie ihre Protagonistin Hanna als deutschsprachige, jüdische Autorin während des Krieges nach Moskau, wo sie sich in einen chinesischen Theaterregisseur verliebte. In ihrer großen Liebe und ihrer Begeisterung für andere Kulturen lernt Hanna nun Chinesisch und bindet Bilder der fremden Sprache in ihre eigenen Gedichte ein. Diese mögen hin und wieder in ihrer "ausgestellten Farbigkeit" ein wenig irritieren - ähnliches gilt Geißler zufolge für Hannas Traummitschritften. Doch wie Blum von der kurzen, intensiven Beziehung, sowie von Hannas anschließender Suche nach dem plötzlich verschwundenen Geliebten erzählt und wie sie diese Erzählung mit Beschreibungen Moskaus und des politischen Klimas in der Stadt verbindet, zeugt von großem literarischem Können, lobt die Rezensentin. Dass dieses Können erst jetzt einem deutschsprachigen Publikum erschlossen wird, ist vor allem der damaligen Parteilinie in der DDR geschuldet, erfahren wir von Geißler.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 26.07.2023

Dem Buch von Klara Blum, das 1951 erstmals erschien, ist seine Zeit "überdeutlich eingeschrieben", findet Rezensent Yannic Han Biao Federer. Die österreichische Emigrantin Hanna, die als Jüdin aus Österreich fliehen musste, lernt den kommunistischen Theaterregisseur Nju-Lang in Moskau kennen, Nju-Lang verschwindet aber plötzlich und ist unauffindbar, lesen wir. Hanna vermutet ihn in China, weshalb sie dort nach ihm sucht und die Bevölkerung als auch den Kommunismus dort kennenlernt. Schließlich findet sie ihren Geliebten wieder, der nach einer Nacht aber weiter für den Kommunismus in China kämpfen muss und sie verlässt, erzählt Federer. Die Handlung basiert lose auf einem chinesischen Märchen, was der Rezensent der Handlung und den Figuren anmerkt: Es gibt nur Gut und Böse und einen unkritischen Blick auf den Kommunismus. Trotzdem ein lesenswertes Zeitdokument, zitiert Federer zustimmend das Nachwort.