Matthew Desmond

Armut

Eine amerikanische Katastrophe
Cover: Armut
Rowohlt Verlag, Hamburg 2024
ISBN 9783499014390
Gebunden, 304 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Jürgen Neubauer. Die USA sind das reichste Land der Welt - und doch gibt es hier mehr Armut als in jeder anderen fortgeschrittenen Demokratie: Würden die Betroffenen einen eigenen Staat gründen, hätte dieser eine größere Bevölkerung als Australien oder Venezuela. Warum klaffen gerade hier, wo doch alle Mittel vorhanden sein sollten, Reich und Arm, Anspruch und Realität so drastisch auseinander? Der Soziologe Matthew Desmond zeigt eine bittere Wahrheit, die weit über die USA hinausweist und ins Innerste der kapitalistischen Gesellschaften zielt: Dass Millionen von Menschen in Armut leben, ist nicht etwa eine strukturelle Zwangsläufigkeit oder das Ergebnis je individuellen Fehlverhaltens - Armut existiert und besteht fort, weil es Menschen gibt, die davon profitieren. Doch nicht nur Konzerne und Kapitalgesellschaften, sämtliche Wohlhabenden tragen, wissend oder unwissend, zur Aufrechterhaltung der Missstände bei. Was politische Mythen, Profitinteressen, aber auch tägliche Konsumentscheidungen damit zu tun haben - das zeigt der Autor auf.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.05.2024

Wichtiges Buch! ruft Rezensentin Kim Kindermann. Was der Soziologe Matthew Desmond über reiche und arme Parallelwelten, den folgenreichen Niedergang der Gewerkschaften und Armut als Ergebnis aufschreibt, findet Kindermann wichtig und aufrüttelnd. Die vielen Fakten, die Desmond zum Thema Armut in den USA sammelt, schreien nach Veränderung, meint die Rezensentin. Wie, auch dazu hat Desmond laut Kindermann Bemerkenswertes zu sagen, etwa wenn er den Zusammenhang von Kindervernachlässigung und finanzieller Ausbeutung offenlegt und die Teilhabe der Bessergestellten einfordert. Dass Banken prächtig an Überziehungszinsen verdienen, ist nicht neu, doch wie der Autor solche Fakten in einen Kontext stellt und daraus moralische Appelle entwickelt, scheint Kindermann klug und höchst lesenswert.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.05.2024

Ernüchtert liest Rezensent Tobias Ostermeier Matthew Desmonds Abhandlung über die Armut in den USA. Dabei legt der Soziologe den Fokus weniger auf den Zustand als auf dessen Ursachen: Diese seien weniger, wie oft von linker Seite behauptet, im Neoliberalismus zu finden, als in der schlichten Tatsache, dass manche die horrende ökonomische Schieflage zu ihren eigenen Gunsten gezielt beibehalten wollen, gibt Obermeier den Autor wieder. Dies unterfüttere Desmond mit etlichen Zahlen und Fakten, die in der Fülle fast schon "ermüdend" wirken, so Obermeier, was sie aber nicht weniger schlagend mache: dass Konzerne wie Meta oder Amazon etwa mehr Geld für Lobbyismus ausgeben als "sämtliche Gewerkschaften zusammen", dass den USA jährlich eine Billion Dollar unbezahlte Steuern von Reichen flöten gehen, dass Banken und Kreditgeber mit Überziehungsgebühren oder Wucherzinsen täglich 61 Millionen Dollar Profit an den Armen machen, und so fort. Gegen diesen "politisch gewollten Irrsinn" wirken Desmonds Forderungen - die Reichen besteuern, Gelder nicht zugunsten der Wohlhabenden, sondern der Armen einsetzen - fast schon "harmlos". Eine faktisch fundierte, zurecht "wütende Anklageschrift", so der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2024

Ein "wütendes Manifest" ist diese Sozialstudie von Pulitzer-Preisträger Matthew Desmond für Rezensent Matthias Kolb. Wie kann es sein, dass in einem so reichen Land wie den USA so viele Menschen unter Armut leiden, fragt Desmond in seinem Buch und schildert laut Rezensent sehr plastisch die prekären Verhältnisse, in denen ein großer Teil der Amerikaner lebt. Er zeigt auf und beweist, dass das nicht mal an der Höhe der Sozialausgaben liegt, so Kolb, die USA haben einen der größten Sozialetats der Welt. Allerdings kommen die Gelder durch verschiedene Umstände und politische Fehlentscheidungen meistens nicht oder nur zum Teil bei den wirklich Bedürftigen an, erklärt der Kritiker. Zu den Gründen für die Armuts-Katastrophe gehört auch, dass das Bild von Sozialhilfeempfängern immer noch sehr konservativ geprägt ist, Gewerkschaften sich nicht für einfache Arbeiter einsetzen, aber vor allem auch, resümiert der Kritiker Desmonds Hauptthese, dass Reiche von der Armut profitieren. Ein "packende" Lektüre, lobt der Rezensent, die 2023 an der Spitze der Bestsellerlisten stand - was dem Rezensenten zumindest ein wenig Hoffnung macht. 
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