Peter Kemper

The Sound of Rebellion

Zur politischen Ästhetik des Jazz
Cover: The Sound of Rebellion
Reclam Verlag, Stuttgart 2023
ISBN 9783150113240
Gebunden, 752 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Der Musikjournalist Peter Kemper geht in seinem umfassenden Werk davon aus, dass Jazz schon immer in die Auseinandersetzung um Rassismus und soziale Ausgrenzung verstrickt war. Erstmals wird die Emanzipationsgeschichte der Afroamerikaner in den letzten 100 Jahren anhand der Geschichte des Jazz nachgezeichnet. Neben den wichtigsten stilistischen Meilensteinen beschreibt Kemper auch die prägendsten Persönlichkeiten und die einflussreichsten Strategien ihrer Rebellion. Jazzgrößen wie Louis Armstrong, Charles Mingus und Moor Mother haben ihre Arbeit stets als Ausdruck eines Lebens begriffen, das vom alltäglichen und institutionellen Rassismus geprägt war. Doch worin liegt der subversive Kern des Jazz genau? Im demokratischen Charakter der Improvisation? In kämpferischen Texten und Titeln? Oder in der Soundsprache selbst? Peter Kemper untersucht in seinem Werk, wie weit die Schlagkraft eines politisch verstandenen Jazz reicht, wo seine ästhetischen Potenziale und Grenzen liegen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.12.2023

Rezensent Philipp Krohn ist begeistert von Peter Kempers Jazzbuch. Dem Musikjournalisten gelingt es laut Krohn, mit Leidenschaft und Sorgfalt, anekdotisch wie quellenstark die Protagonisten des Jazz der letzten hundert Jahre von Coleman über Ellington bis Sun Ra auferstehen zu lassen, politische und soziale Hintergründe offenzulegen und den Bogen bis in die Gegenwart zu Künstlern wie Moor Mother oder Matana Roberts zu spannen. Besonders erwähnenswert scheinen Krohn die Abschnitte über Archie Shepp und Charles Mingus, weil sie das antirassistische Engagement der Künstler zeigen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.11.2023

Durchaus einige Einwände hat Rezensent Ueli Bernays gegen Peter Kempers Geschichte des Jazz als einem künstlerischen Medium der politischen Rebellion. Dass das anfangs stark von schwarzen amerikanischen Musikern geprägte Genre auch als Reaktion auf rassistische Unterdrückung entstanden ist: soweit geht Bernays mit Kemper mit. Allerdings kann der Rezensent nicht nachvollziehen, warum der Autor auch im Folgenden den Jazz als ein rein schwarzes Phänomen beschreibt und die zahlreichen Beiträge zum Genre von Menschen anderer Hautfarbe inner- und außerhalb der USA ignoriert. Auch unterschätze Kemper die Rolle von Frauen wie Ella Fitzgerald und kümmere sich auch zu wenig um die Harmonik des Jazz, gerade im Falle schwarzer Musiker wie Charlie Parker. Die Lektüre ist trotzdem bereichernd, fügt Bernays hinzu, weil Kemper historische Konfliktlagen gut darzustellen weiß und so zum Beispiel nachvollziehbar wird, warum sich die Protagonisten des Free Jazz oft messianisch inszenierten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.11.2023

Toll, dass es jetzt auch in Deutschland ein Buch über die politischen Aspekte des Jazz gibt, findet Rezensent Andrian Kreye. Der Musikjournalist Peter Kemper hat mit dem umfangreichen Band offensichtlich ein Herzensprojekt verwirklicht, so Kreye, und entwirft ein Panorama, das von Louis Armstrong bis zur "Black Lives Matter"-Gegenwart reicht, in der unter anderem Angel Bat Dawid die politische Tradition des Jazz am Leben erhält. Dafür, als Weißer über Jazz zu schreiben, braucht sich Kemper nicht zu entschuldigen, meint der Rezensent, steckt sein Buch doch voller Beobachtungen und Anekdoten, die den Fachmann verraten. Auch die Probleme, denen politischer Jazz begegnet, wenn er sich mit der Musikindustrie zu arrangieren versucht, finden laut Kreye Erwähnung, zudem führe Kemper auch aus, wie sich Jazz und andere Formen schwarzer Musik wie etwa Hip-Hop zueinander verhalten.
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