Rene Char, Peter Handke

Gute Nachbarn

Gedichte, Briefe, Texte und Bilder
Cover: Gute Nachbarn
Wallstein Verlag, Göttingen 2024
ISBN 9783835355781
Gebunden, 251 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Katharina Pektor. Mit 39 farbigen Abbildungen. "Lieber René Char, hier Ihr Stock in Salzburg; er dient mir als Nachbar." - Mit dieser Zeile und einem Polaroid-Foto bedankt sich Peter Handke im Oktober 1983 für das ungewöhnliche Geschenk des großen französischen Dichters. Der Rosenholzstock ist Zeichen der Verbundenheit mit dem jüngeren Kollegen und Übersetzer seiner Gedichtsammlungen "Rückkehr stromauf" (1984) und "Die Nachbarschaften Van Goghs" (1990). Letztere wird in diesem Band zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nähe und Wertschätzung für den jeweils anderen bezeugen nicht nur die literarischen Arbeiten, sondern auch die erhaltenen Briefe und Karten zwischen Handke und Char - auch sie werden hier erstmals veröffentlicht. Einblicke in die Arbeit des Übersetzers Handke geben Faksimiles seines annotierten Exemplars von Chars "Le nu perdu" und der Übersetzungsmanuskripte sowie Briefe an den Verleger Michael Krüger. Beiträge von Manfred Bauschulte, Michael Krüger, Katharina Pektor und Elisabeth Schwagerle versuchen die Einordnung der Übersetzungen in Handkes Werk sowie der deutschsprachigen Char-Rezeption.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.04.2024

Rezensent Helmut Böttiger liest den Band mit Übersetzungsmanuskripten, Briefen, Bildern und Kommentaren als Dokument der fruchtbaren Freundschaft zwischen Rene Char und Peter Handke. Böttiger mutmaßt, was Handke an diesem Dichter interessierte, der Band gibt in Katharina Pektors umsichtigen Kommentaren unter anderem darüber Auskunft, meint er. Auch ein "entlegen veröffentlichter", von Handke übersetzter Zyklus Chars ist im Band zu entdecken, so der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.04.2024

Als Zeugnis von Dichtkunst ist dieser Band ebenso faszinierend wie als Zeugnis von Übersetzungskunst, lobt Rezensent Wolfgang Matz. Er versammelt die Übersetzungen zweier Bände des französischen Dichters René Char durch Peter Handke und ergänzt sie um weiteres Material, unter anderem um einen Briefwechsel der beiden Autoren und weitergehende Gedanken Handkes zu seiner Übersetzerarbeit. Matz zeichnet nach, wie wichtig Handkes Char-Übersetzungen für die Rezeption des Dichters in Deutschland seinerzeit waren. Den Problemen, die die gleichzeitig einfach und rätselhaft anmutenden Gedichte des Franzosen Übersetzern bereiten, kann zwar laut Rezensent auch Handke nicht ganz entkommen, auch seine Übersetzung gibt gelegentlich klein bei und versucht gar nicht erst, das Original zu verstehen; aber anders als andere Char-Übersetzer schafft es Handke laut Matz, die Möglichkeiten des Deutschen auszureizen, um sich den Originalen sozusagen von einer anderen Sprache her anzunähern, unter anderem durch kreative Wortschöpfungen wie "Steinsturzbäche" oder "Wandervogelwild". Erstaunlich sind die Übersetzungen auch deshalb, weil Handke und Char nicht unbedingt die nächsten literarischen Verwandten waren, so Matz. Was also hat Handke an dem Franzosen interessiert? Tatsächlich erwähnt er mehrmals die "Lakonie" der Gedichte, weiß der Rezensent zu berichten, und hier gibt es vielleicht Anschlüsse an Handkes eigenes Werk.
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