Rhea Galanaki

Das Leben des Ismail Ferik Pascha

Roman
Cover: Das Leben des Ismail Ferik Pascha
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518412893
Gebunden, 200 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Griechischen von Michaela Prinzinger. Ismail Ferik Pascha: der islamische Name täuscht. Hoher Würdenträger Ägyptens, von Geburt jedoch Grieche und Christ, wird er nach Kreta entsandt, um dort einen Aufstand niederzuschlagen. Dies bedeutet für ihn eine Rückkehr in die Heimat und eine Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit. Kreta zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Als kleiner Junge wird Emmanouil während kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Osmanen aus seinem Heimatdorf verschleppt. Er wächst mit der Kultur und Religion Ägyptens auf, konvertiert schließlich zum Islam und steigt unter dem Namen Ismail Ferik Pascha in höchste gesellschaftliche Ränge auf, doch sein griechischer Ursprung läßt sich nicht verleugnen...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.06.2002

Rezensent Stefan Weidner zeigt sich begeistert von Rhea Galanakis historischen Roman um den Jungen Ismail Ferik Pascha, der 1824 nach einem griechischen Aufstand gegen die ägyptische Besatzungsmacht von Kreta nach Ägypten verschleppt wird, dort im Staatsdienst Karriere macht und Jahre später zur Niederschlagung eines Aufstandes wieder in die alte Heimat geschickt wird. Weidner hebt hervor, dass Galanaki auf alles verzichtet, was normalerweise einen Historienschmöker ausmacht: So schildert sie das Geschehen laut Rezensent nahezu ausschließlich aus der Innenperspektive des Helden, erwähnt Schlachten und politische Verwicklungen nur am Rande. Statt dessen schildere Galanaki suggestiv das Psychogramm einer von der Geschichte gespaltenen Persönlichkeit, lobt Weidner. Ismail Ferik Pascha hat es nach Auskunft Weidners wirklich gegeben; auch wenn der Gewissenskonflikt, den ihm Galanaki andichtet, Mutmaßung sei, als Stoff findet ihn Weidner einfach "großartig". Fazit des Rezensenten: "Eindringlicher kann die seltsame Identität der modernen Griechen (...) nicht behandelt werden."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.02.2002

Rhea Galanakis neues Buch ist der erste Teil einer Trilogie über die Lebensgeschichte zweier authentischer Personen des 19. Jahrhunderts, informiert Cornelia Staudacher. Keineswegs handele es sich jedoch bei der Gestaltung des Schicksals zweier Brüder, die durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Griechen und Osmanen in der Kindheit getrennt wurden, in einander feindlich gesinnten Kulturen heranwachsen und sich als Erwachsene schließlich als Kriegsgegner gegenüberstehen, um einen rein historischen Stoff. Rhea Galanaki, weiß die Rezensentin, habe vielmehr mit ihrem Schreiben immer auch einen gesellschaftspolitischen und kulturellen Anspruch verbunden. So werde auch in diesem Roman der Bogen zur heutigen Zeit geschlagen, denn die Autorin verbinde hier Wahrheit und Fiktion und lasse "verschiedene Zeit- und Erlebnisebenen" zusammenfliessen, erläutert Staudacher. Sie lobt den "deskriptiv fabulierenden Ton mündlicher Überlieferung auf einem hohen geistigen Niveau", der dieses Buch charakterisiere und der lebendige Bilder hervorbringe, ebenso wie die "hervorragende Übersetzung" von Michaela Prinzinger, der es ihrer Meinung zu verdanken ist, dass Galanakis Sprache voller "poetischer Strahlkraft" angemessen ins Deutsche übertragen wurde.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.10.2001

Schön, dass die Welt so groß ist und wir noch so vieles über sie erfahren können. Galanakis historischer Roman gehört zu der Sorte Bücher, will man Barbara Spengler-Axiopoulos Glauben schenken, in die man sich versenken kann, die uns neue Wissensfelder und Glaubensvorstellungen eröffnen, und das auch noch in formal versierter polyphoner Technik und einer "wunderbar poetischen Sprache". "Das Leben des Ismail Ferik Pascha" ist der erste Band einer Romantrilogie, die Galanaki, Jahrgang 1948, komplett im 19. Jahrhundert angesiedelt hat. Einen jungen Kreter verschlägt es nach Ägypten, wo er eine militärische Karriere macht und irgendwann der heimatlichen Kultur als Kriegsgegner gegenübersteht. Was für Rakusa diesen Roman so lesenswert macht, ist die Heranführung an Schnittstellen zwischen Ost und West, muslimischer und griechisch-orthodoxer Kultur, Spannungsfelder zwischen den Kulturen, die für Griechenland prägend waren.
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