Rolf Lappert

Auf den Inseln des letzten Lichts

Roman
Cover: Auf den Inseln des letzten Lichts
Carl Hanser Verlag, München 2010
ISBN 9783446235564
Gebunden, 540 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Die zwei Geschwister, Megan und Tobey, sind trotz aller Unterschiede doch einzigartig aneinander gebunden. Eines Tages ist Megan verschwunden, und Tobeys Suche nach ihr wird zu einem lebensgefährlichen Abenteuer: Auf einer winzigen Insel in den Philippinen stößt er auf eine seltsame, im Verfall begriffene Welt. Wissenschaftler und Versuchstiere einer einstigen Forschungsstation für Primaten vegetieren hier vor sich hin, und Tobey kommt einem dunklen Geheimnis auf die Spur, von dem nur Megan die ganze Wahrheit kennt...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.11.2010

"Seltsam verhoben" und überladen wirkt dieser neue Roman von Rolf Lappert auf Hans-Peter Kunisch. Schauplatz ist dem Rezensenten zufolge eine philippinische Insel, die Geschichte selbst die komplizierte Suche eines Bruders nach seiner Schwester. Zwar erkennt Kunisch besonders in den "beeindruckend dichten" Schilderungen der Insel "die Andeutung einer internationalen Literatur", weshalb der Roman eine Weile auf ihn den Eindruck macht, als bewege er sich mit dieser konkret wie geheimnisvoll auftretenden Form auf ein literarisches Hauptwerk zu. Aber bald arbeite sich dieser Autor dann "immer gründlicher in den Kitsch hinein". Am Ende ist die Geschichte seinem Eindruck zufolge mit Brutalem wie Gefühligem so überorchestriert, der Schrecken, den die Menschenversuche auslösen, auf deren Spur die Hauptfigur kommt, so kalkuliert, dass dem Kritiker die Luft und die Lust ausgeht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.10.2010

Meike Fessmann ist gleich doppelt überrascht. Rolf Lappert legt nicht nur für seine Verhältnisse sehr flott einen weiteren Roman nach seinem gelobten "Nach Hause schwimmen" vor, "Auf den Inseln des letzten Lichts" hebt sich davon auch noch gänzlich ab, stellt sie fest. Allerdings hat sie mit der vorliegenden Geschichte in mehrfacher Weise ihre Mühe. Zunächst findet sie den dreiteiligen Roman um den in Drogen und Verzweiflung abgestürzten Tobey, der seine verschollene, auf einer kleinen philippinischen Insel die Kommunikation zwischen Mensch und Tier erforschende Schwester Megan sucht, unnötig verschachtelt. Indem die Chronologie der Ereignisse gänzlich aufgelöst ist und vieles nur in Andeutungen aufscheint, tastet sich der Leser nur "mühsam" durch das Dunkel der Geschehnisse, beschwert sich die Rezensentin. Zudem findet sie, dass die Üppigkeit der Sprache, die sie am Vorgängerroman so begeistert hat, hier in der engen Umgrenzung der Insel nicht genug Raum erhält. Genauso geht es ihr mit der Vielzahl an aktuellen Themen, die der Roman aufruft: Tier- und Menschenversuche, Vegetarismus, Drogenproduktion und nicht zuletzt Islamismus drängen sich auf allzu knappem Raum.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.10.2010

Rezensent Martin Halter schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Der neue Abenteuerroman von Rolf Lappert kommt ihm vor wie eine Mutantenhorrorshow aus dem Tier- und Umweltschützermilieu. Es hagelt Bomben gegen McDonalds und "animalisch korrekten Kitsch" in diesem Öko-Thriller. Darüber hinaus kann Lappert seiner Ansicht nach nicht erzählen. Halter ist schwer genervt von der Umständlichkeit des Textes, seinen "ruppigen" Dialogen und seiner Gestelztheit. Mit Sonnuntergängen nach Lappert-Art kann er ebensowenig anfangen wie mit dem Setting einer Primatenstation voller Alkoholiker und Piraten als Kontrapunkt zum Pathos eines missionarischen Gutmenschentums.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.08.2010

Man lasse sich von dem etwas Paulo-Coelho-haften Titel des Romans nicht abschrecken, meint Rezensent Roman Bucheli, mit derlei Seichtigkeiten hat Rolf Lappert nichts am Hut. Im Gegenteil. Mit "souveräner Eleganz", vielleicht sogar ein wenig zu perfekt erzählt Lappert von zwei Geschwistern, berichtet Bucheli, die in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen, sich früh verlieren, dann meiden und sich, als es eigentlich schon zu spät ist, wiederzufinden versuchen. Zwei Königskinder eben. Megan will als militante Tierschützerin die Welt und sich selbst retten, ihr jüngerer Bruder Tobey sucht das Heil der Welt und seiner selbst in der Rockmusik (plus der dazugehörenden Drogen). Eine selbstzerstörerische Dynamik wirkt bei beiden und führt sie auf die Philippinen, in eine Unterwelt aus Drogenlaboren, Schmuggel und Tierquälern. Doch was als Thriller beginnt, entpuppt sich für den Rezensenten als veritable "Weltschöpfungs- und Weltrettungsphantasie", denn Erlösung bringe hier allein die Literatur. Das ist als poetisches Programm Bucheli vielleicht nicht unsympathisch, aber doch ein wenig zu romantisch.