Salman Rushdie

Golden House

Roman
Cover: Golden House
C. Bertelsmann Verlag, München 2017
ISBN 9783570103333
Gebunden, 512 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Sabine Herting. Nero Golden kommt aus einem Land, dessen Namen er nie wieder hören wollte, seit er mit seinen drei erwachsenen Söhnen vor ein paar Jahren nach New York gezogen ist und sich eine junge Russin zur Frau genommen hat. Der junge Filmemacher René wohnt im Nachbarhaus und ist fasziniert von der Familie, die ihm besten Stoff für ein Drehbuch liefert: Aufstieg und Fall eines skrupellos ehrgeizigen, narzisstischen und mediengewandten Schurken, der Make-up trägt und sich die Haare färbt. René wird Zeuge und in einer folgenschweren Episode sogar Teilhaber des dekadenten Treibens im Golden House, dessen Besitzer nicht nur den Vornamen mit Kaiser Nero teilt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.10.2017

Rezensent Ronald Düker liest Salman Rushdies neuen Roman als "politischen Debattenbeitrag" zum Amerika des Donald Trump. Das bedeutet natürlich keineswegs, dass der Kritiker nicht der Sogkraft des magisch realistischen Erzählers verfällt, der ihm hier mit zahlreichen Anspielungen aus Literatur- und Filmgeschichte von dem in Bombay geborenen und mit seinen drei Söhnen 2008 nach New York ausgewanderten Mafiosi Nero Golden erzählt. Angesichts der Spannung und der komplexen Konstruktion sieht der Rezensent gern über die allzu politisch ambitionierten Passagen hinweg, in denen Trump als Joker Manhattan in Gotham City verwandelt und Hillary Clinton als Batwoman auftritt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.09.2017

Shirin Sojitrawalla ist überwältigt von Salman Rushdies weltumspannender vollmundiger Erzählkunst. Der neue Roman scheint Sojitrawalla aber auch mit den Genres zu jonglieren, ist Liebes-, Gangstergeschichte, Gegenwartsdiagnose, Familienroman und Schauerroman in einem, so Sojitrawalla. Über Identitäten- und Kulturenüberblendung kann der Autor so farbig wie kein zweiter erzählen, meint Sojitrawalla, und den Spott wie auch Bezüge zuhauf bekommt der Leser immer gleich mit dazu. Manisches, tollstes Breindwandkino, stellt Sojitrawalla erfreut fest.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 09.09.2017

Mit seinem neuen Roman "Golden House" ist Salman Rushdie mal wieder im "maximalen Tourette-Modus", meint Rezensent Jan Küveler, der sich den anspielungsreichen, gelehrsamen, bisweilen auch selbstgefälligen, aber klangvollen Satzgirlanden allerdings nicht entziehen kann. Vor allem aber würdigt er die hohe Aktualität des zwischen "Märchen und Postmoderne" mäandernden Buches, das vom Niedergang einer amerikanischen Mafia-Familie erzählt, dabei ein Panorama der amerikanischen Gegenwart entfaltet, in der auch ein grünhaariger Comic-Trump-Joker seinen Auftritt hat und auch sonst mit wunderbar eigensinnigen Figuren überzeugt, lobt der Rezensent, der selbst der mit "vollendeter Altherrengeilheit" geschilderten Sexgöttin Vasilisa erliegt. Und wie Sabine Herting diesen an die Stilisitik von Nabokov und Capote erinnernden Text übersetzt hat, ringt dem Rezensenten ohnehin höchste Anerkennung ab.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.09.2017

In seinem neuen Amerika-Roman "Golden House" geht das postmoderne Temperament ein wenig mit Salman Rushdie durch, meint Rezensent Jan Wiele, für den das allerdings zunächst nichts Schlechtes bedeutet. Denn die Geschichte um Aufstieg und Fall eines Nero genannten Mafia-Paten, der mit seinen drei eigensinnigen Söhnen Petya, Apu und DGolden am Tag von Obamas Amtseinführung nach Amerika kommt, mäandert nicht nur zwischen den Genres, zwischen Kriminal- und Einwanderergeschichte bis hin zum Märchen und zur mockumentary, sondern sie spielt auch mit den Identitäten der skurrilen Figuren, erklärt der Kritiker, der im Kern der Erzählung die Frage ausmacht, ob erst die Ankunft in Amerika das Verrückte in Rushdies Helden hervorbringt. Insbesondere aber erlebt der Leser hier eine Explosion der Referenzen, meist eingeführt durch einen im Roman auftretenden "Dichtererzähler", berichtet Wiele, der auf dieser mit Literatur- und Filmfiguren "überfüllten Welttheaterbühne" nicht nur bald den Überblick verliert, sondern zumindest auf den grünhaarigen Joker-Donald-Trump-Hybrid gut hätte verzichten können.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 05.09.2017

Für Arno Widmann ist Salman Rushdie der Roger Federer der Literatur. So leicht und doch so schwer schreibt der Autor, findet er. Widmann genießt das, macht jeden Gedankensprung im Text von Obama zu Adorno, zu Gorbatschow und weiter zu Bollywood mit, jeden Perspektivwechsel. Schwitzend, mit pumpenden Herzen stellt er fest: Dieser Autor kann alles, literarisch versteht sich, und er macht in seinem neuen Roman hemmungslos davon Gebrauch, assoziativ, detailliert, witzig und furchtlos, so Widmann.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.09.2017

Angela Schrader hat die ersten fünfzig Seiten von Salman Rushdies "Golden House" vor allem wegen des Ruhms des Autors gelesen - und darüber ist sie froh, denn dann erst komme der Roman in Fahrt: Aus der Perspektive eines New Yorker Filmemachers schildert Rushdie die Geschichte eines Familienclans um den Patriarchen Nero, einen Immobilienhai, und seine drei Söhne, die neben dem Ich-Erzähler einziehen. Eine Geschichte, die es in sich hat, findet Schrader, sie beanspruche für sich die "Wut und Schicksalhaftigkeit einer klassischen Tragödie". Allerdings hat die Kritikerin an vielen Stellen des Romans den Eindruck, das Rushdie sich zu sehr in Plattitüden, Ungenauigkeiten und unmäßig vielen Zitaten verliert, mit denen er wohl seinen Bildungsschatz demonstrieren will. Resümierend lobt Schrader Rushdies Erzählkraft und die Lebendigkeit seiner Charaktere, die dieser Kraft mit Leichtigkeit standhalten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.09.2017

Am Anfang von Salman Rushdies Roman kommt sich Rezensent Burkhard Müller vor wie in einem Fernsehkrimi, schon wegen all der unheilschwangeren Andeutungen, die der Autor seinen Ich-Erzähler machen lässt: Die von ihrer Vergangenheit flüchtenden Familie Golden, Vater Nero und seine drei Söhne, ziehen in die New Yorker Nachbarschaft des Filmemachers Rene ein, dieser erkennt in ihnen sofort das lang gesuchte Drehbuchmaterial für den Film, der ihm zum Durchbruch verhelfen soll. Zu Müllers Bedauern schafft Rushdie es jedoch nicht, die zu Beginn aufgebaute Spannung zu halten. Der spannendste Part des Romans gelingt Rushdie mit der Figur einer jungen Russin, mit der der Patriarch Nero ein Verhältnis hat, sie ist zerrissen zwischen dem Verlangen nach einem Leben in Wohlstand und der Amoralität der russischen Märchenhexe Baba Jaga. Die "ungeschickte Konstruktion und Langatmigkeit" verzeiht Müller am Ende nur wegen des Hochverrats, den der Erzähler am Schluss an den Goldens begeht.
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