Sasha Filipenko

Kremulator

Roman
Cover: Kremulator
Diogenes Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783257072396
Gebunden, 256 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Pjotr Nesterenko ist mit dem Tod auf vertrautem Fuß. Als Direktor des Moskauer Krematoriums in der Stalin-Zeit hat er sie alle eingeäschert: die Abweichler, die angeblichen Spione und die einstigen Revolutionshelden, die den Säuberungen zum Opfer fallen. Er jedoch, davon ist er überzeugt, kann gar nicht sterben. So oft ist er dem Tod schon knapp entronnen. Bis der Tag seiner eigenen Verhaftung kommt. Wird er auch diesmal den Hals aus der Schlinge ziehen?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.05.2023

Rezensent Karl-Markus Gauss liest zwei Romane von belarussischen Autoren, die beklemmend, aber auch durchaus unterhaltsam sind. Sasha Filipenko, der im Schweizer Exil lebt, erzählt die Geschichte von Pjotr Nesterenko, der während des stalinistischen Terrors Direktor des Moskauer Krematoriums war, wie wir erfahren. Nesterenko, weniger überzeugter Stalin-Anhänger als Opportunist, wird selbst zum Opfer der Vernichtungsmaschinerie, als der NKDW ihn als angeblichen Verräter hinrichten lässt. Filipenko mischt hier historische Fakten gekonnt mit Fiktion, meint Gauss, die am absurdesten erscheinenden Schilderungen der Geschichte aber, merkt er an, sind nicht erfunden. Trotz der Düsternis unterhält der Roman den Kritiker mit "geradezu hochkomischen Passagen".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.02.2023

Eine Gänsehaut hat Rezensent Hans von Trotha bekommen, als Sasha Filipenko ihn in das stalinistische Jahr 1941 führte. Die Besonderheit dieses Romans, der den Terror des NKWD Am Beispiel des Direktor des ersten Krematoriums der Sowjetunion beschreibt, ist das Stilmittel des Verhörs, schreibt von Trotha beeindruckt, der seine Rezension denn auch ausführlich mit Beispielen versieht. Filipenko beweist dabei seinen grünen Daumen für Dramaturgie und Rhythmus, versichert der Rezensent, der erklärend hinzufügt, dass Filipenko nicht nur als Drehbuchautor gearbeitet, sondern auch schon Witze für eine Satireshow geschrieben hat. Die Figur von Direktor Nesterenko gefällt von Trotha besonders: Der Erzähler sei ein "intelligent-ironischer Freigeist", mit dem Filipenko das Krematorium zu einer zentralen Metapher für die Grausamkeit des Stalinismus mache. Das Buch gibt den Opfern eine Stimme, lobt der Kritiker, und als kluger Gesellschaftsroman erzähle er nebenbei auch noch eine Liebesgeschichte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.02.2023

Rezensentin Lena Bopp lernt von Sasha Filipenko und seinem neuen Roman, wie sehr die heutigen Verhältnisse in Russland denen zur Zeit der stalinistischen Säuberungen ähneln. Filipenkos auf Verhörprotokollen und Recherchen basierender Text über einen Moskauer Krematoriumsleiter und sein nüchternes Verhältnis zum Tod lässt Bopp erschaudern. Dass sich der Autor um Psychologie und Atmosphäre nicht sonderlich kümmert, wenn er totalitäre Machtmechanismen erkundet, kann Bopp verkraften. Stilistisch erscheint ihr der Text elaboriert, dicht und von messerscharfem Humor.
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