Sasha Filipenko

Rote Kreuze

Roman
Cover: Rote Kreuze
Diogenes Verlag, Zürich 2020
ISBN 9783257071245
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer. Moskau, 1941. Russland steht schon im Krieg gegen Nazideutschland, doch im Innern wütet nach wie vor der Wahnsinn der stalinistischen Säuberungen. Tatjana Alexejewna ist eine junge Fremdsprachensekretärin im Außenministerium, sie hat eine kleine Tochter, ihr Mann steht an der Front. Da landet ein Brief auf ihrem Schreibtisch, den sie übersetzen soll: eine Liste des Roten Kreuzes mit russischen Kriegsgefangenen in Rumänien. Darauf entdeckt sie den Namen ihres Mannes. Ein doppelter Schock: Erleichterung - er lebt! Und Grauen - denn sie weiß, dass Kriegsgefangene und ihre Familien als Verräter verfolgt und in den Gulag geschickt werden. Da trifft sie eine Entscheidung, die sie Jahrzehnte lang umtreiben wird.
Sechzig Jahre später erzählt sie einem jungen Nachbarn von ihrem Schicksal. Außer dem nackten Leben hat man ihr alles genommen. Doch sie hat sich ihren grimmigen Humor und ihren Kampfgeist bewahrt und stemmt sich bis zum letzten Atemzug gegen das Vergessen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 08.08.2020

Rezensent Marko Martin hält dieses Buch für "unverzichtbar": Die Geschichte über die 90-jährige Tatjana Alexejewna, die ihre grausamen Erfahrungen im Stalinismus mit ihrem jungen Nachbarn Alexander teilt, vermittelt in seinen Augen auf nur 280 Seiten sehr gut, was heute von vielen als zu komplex abgetan wird: Die menschenverachtenden Praktiken unter Stalin und ihre bis heute andauernden Folgen. Ein gleichermaßen schockierendes und wertvolles Buch, schließt Martin.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 27.04.2020

Rezensent Michael Opitz findet die Geschichte durchaus bewegend, die der weißrussische Autor Sasha Filipenko in diesem Roman erzählt: Eine 91-jährige, an Alzheimer erkrankte Frau kämpft dagegen an zu vergessen, was ihr als junger Frau in der Sowjetunion zugestoßen war: Sie wurde in den Gulag deportiert, weil ihr Mann als Soldat im Zweiten Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war. Die Dokumente, die der Autor dabei einflicht, belegen in den Augen des Kritikers noch einmal die ganz unmenschliche Härte des stalinistischen Terrors. Aber weniger wäre auch hier mehr gewesen, stellt der Rezensent fest, dem die Geschichte am Ende doch zu dick aufgetragen erschienen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.02.2020

Rezensent Lerke von Saalfeld liest Sasha Filipenkos ersten Roman von 2017 in der "klaren" Übersetzung von Ruth Altenhofer mit Spannung. Wie der junge Autor zwei Menschen verschiedener Generationen sich über die Vergangenheit näherkommen lässt und er dazu Aufzeichnungen des Roten Kreuzes über die Verfolgten in Sowjetrussland nutzt und sie in seine Fiktion einbaut, scheint Saalfeld gut gemacht. Eine überzeugende Bearbeitung der Themen Unterdrückung und Erinnerungskultur, findet Saalfeld.
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