Sebastian Conrad

Die Königin

Nofretetes globale Karriere
Cover: Die Königin
Propyläen Verlag, Berlin 2024
ISBN 9783549100745
Gebunden, 384 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Eine Reise auf den Spuren der sagenhaften Königin Ihre Entdeckung im ägyptischen Tell el-Amarna war eine Sensation, ihre Präsentation 1924 in Berlin sorgte für Furore weit über Deutschland hinaus. Inzwischen reicht schon ihre Silhouette aus, und alle wissen, wer gemeint ist und wofür sie steht. Was aber ist der Grund dafür, dass die weltberühmte Büste der Nofretete heute an ganz unterschiedlichen Orten als Paradebeispiel für weibliche Schönheit verstanden wird? Und wie kommt es, dass Nofretetes Zauber mehr als drei Jahrtausende unbeschadet überstanden hat? Der Historiker Sebastian Conrad nimmt uns mit auf eine Reise in das alte Ägypten und die Welt der Pharaonen; er schildert, unter welch dubiosen Umständen die Büste im Zeitalter des Kolonialismus nach Berlin gelangte und wie seither um ihren Besitz gerungen wird. Seine weitgespannte historische Erzählung führt uns nicht nur nach Berlin und Kairo, sondern auch nach China, Indien und Brasilien, und wir erfahren, warum sich heute gerade Künstlerinnen wie Beyoncé und Rihanna als Wiedergängerinnen Nofretetes inszenieren.  

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.03.2024

Insgesamt lehrreich ist, was Sebastian Conrad über die berühmte Berliner Nofretete-Büste herausgefunden hat, meint Rezensent Ulf von Rauchhaupt, der freilich auch ein paar Einwände hat. So findet sich, kritisiert er, in der Studie eher wenig zum historischen Vorbild des "einäugigen" Kunstwerks, obwohl durchaus aktuelle Erkenntnisse vorliegen über die Königin der ägyptischen Amarna-Epoche. Auch ist der Historiker für Rauchhaupts Geschmack zu parteiisch, wenn es um eine mögliche Rückgabe der Nofretete nach Ägypten geht, Conrad findet derartige Ansprüche berechtigt, der Rezensent mahnt mehr Wissenschaftlichkeit an. Gern liest er jedoch Passagen, die sich der Nofretete-Rezeption in verschiedenen Kontexten widmen und aufzeigen, wie das Kunstwerk von ganz unterschiedlichen, oft nicht miteinander kompatiblen Seiten angeeignet wurde, so etwa vom ägyptischen Nationalismus, vom modernen, kosmopolitischen Berlin und und als Symbol eines afroamerikanischen Selbstbewusstseins. Gerechtigkeit wird der Nofretete so oder so nicht widerfahren, glaubt der Rezensent nach der Lektüre, was mit ihr auch immer geschehen wird, ist einfach nur Ausdruck der Weltgeschichte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.03.2024

Mehr als "nur Souvenir und Museumsstück" ist die ägyptische Königin Nofretete lernt Rezensentin Verena Harzer von dem Historiker Sebastian Conrad. Dabei zeichnet Conrad den Weg Nofretetes zur internationalen Ikone nach, auf die sich jüngst Beyonce und Rihanna, aber auch ägyptische Nationalisten berufen haben. Ihre "beispiellose Karriere" soll aber im 20. Jahrhundert begonnen haben: Europäer, Inder und andere Nationen sahen ihre Ursprünge im alten Ägypten, wobei Nofretete als berühmte Herrscherin besonders hervorgehoben wurde, erklärt Harzer. Außerdem erfahren wir, dass die Büste der Nofretete im Schatten des deutschen Imperialismus nach Deutschland kam. Nach heutigen Maßstäben befindet sich das Artefakt also rechtswidrig in Berlin:  Conrads klare Stellungsnahme hierzu imponiert der Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 31.01.2024

Rezensentin Catherine Newmark ist sehr angetan von Sebastian Conrads Globalgeschichte über die ägyptische Königin Nofretete. So konzentriere sich der Autor nicht nur auf ihren historischen Werdegang als vielleicht erste weibliche Regentin Ägyptens, sondern fächere den Konflikt um die Nofretete-Büste auf, die Anfang des 20. Jahrhunderts zwar unter damals rechtmäßigen Umständen nach Deutschland gelang, doch würden diese heute eher als imperialer Akt wahrgenommen, lesen wir. Auch in der Pop-Kultur des 20. Jahrhunderts wird Conrad fündig und zeichnet nach, wie Nofretete von verschiedenen Kulturen vereinnahmt wird oder auch als Schönheitsideal fungiert, resümiert Newmark. An manchen Stellen hätte sich Newmark mehr "zupackende Stellungnahmen" gewünscht, dennoch freut sie sich über diese Geschichte der Nofretete im 20. Jahrhundert.