Thomas Lehr

Kafkas Schere

Cover: Kafkas Schere
Wallstein Verlag, Göttingen 2024
ISBN 9783835355866
Gebunden, 83 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

"Du wirst schneiden, und du fällst wie endlos in die eine oder in die andere Welt."Ausgehend von Franz Kafkas großmeisterlichem Vorbild sind Thomas Lehrs Miniaturen dieses Bandes entstanden, als Variationen und Hommage, als Ergänzung und Erweiterung des Spektrums superber Alpträume und humorvoll-grotesker Visionen. Ganze Tage werden hier ohne Kopf verbracht, die sensible Schere setzt an, die den Menschen von Gott und vom Tier trennt. Mythische Sagengestalten treffen auf bizarre Zivilisationen aus anderen Galaxien, aberwitzige Fortpflanzungstechniken zeitigen haarsträubende Ergebnisse. Vom grimmigen Regime im Turm zu Babel bis zum Post-Orwell`schen Überwachungsstaat ist der Weg nicht weit in diesen auf äußerste Knappheit gebrachten sprachlichen Vexierbildern. Miniaturen aus dem 21. Jahrhundert, die den Geist Kafkas in sich tragen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 03.04.2024

Zum 100. Todestag Franz Kafkas ist Thomas Lehr ein erstaunliches Palimpsest der Werke des bedeutsamen Autors gelungen, findet Rezensent Jan Drees. Die zehn "Etüden" gehen, so der Rezensent, über simple Intertextualität hinaus, indem sie selbst kafkaesk werden, nämlich das Werk des Pragers in die Gegenwart übersetzen - und dabei (ein großes Kompliment!) vielleicht sogar andeuten, wie Kafka heute schreiben würde. Dies zeigt sich Drees zufolge sowohl in Lehrs um einen zweifelnden Thanatos zentrierten Umschrift des Sisyphos-Mythos als auch in seiner Variation auf das Babel-Motiv, das in Kafkas "Beim Bau der chinesischen Mauer" zum Tragen kommt. In anderen Erzählungen des Bandes treten "Burnhardiner" und "Philosoffen" auf - auch dies bei aller Komik Geschichten, deren permanenter Horizont die Auslöschung sei. Äußerst stilsicher hat Thomas Leer, so urteilt Drees, ein Rätselbuch für Kafka-Kennerinnen geschaffen, das ganz im Sinne des Vorbilds immer wieder Hoffnung mit Absurdität konfrontiert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2024

Eine verrückte Besprechung für ein verrücktes Buch, scheint sich Rezensent Hubert Winkels für die neuen Texte von Thomas Lehr gedacht zu haben: An eine Pizzeria in Berlin muss er denken, die ihre Pizzen nach Intellektuellen benennt. Eine Pizza Kafka gibt es noch nicht, die hat dafür der Autor dieses Bandes für Winkels 'gebacken'. 10 'kafkaeske' Erzählungen hat er geschaffen: Kampfhunde und Riesenmaulwürfe spielen ebenso eine Rolle wie mythische Gestalten, erfahren wir, "Artisten", "Wiedergänger", ein "Hausbesuch bei Orpheus" begegnen dem Leser und sind gleichzeitig kaum greifbar. Die Pizza Kafka, die hier wie auch die Bücher des Originals gestaltwandelnd und angenehm irritierend unterwegs ist, schmeckt dem Kritiker durchaus.
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