Ulla Hahn

So offen die Welt

Gedichte
Cover: So offen die Welt
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2004
ISBN 9783421058164
Gebunden, 104 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Ulla Hahns kräftige und klare Gedichte, manchmal voller melancholischer Zärtlichkeit, sind Meldungen am Weg, den wir dahinleben, das Paradies im Rücken und vor uns die Sehnsucht danach. Hahns Aufmerksamkeit gilt dem hier und jetzt sich versuchenden Leben, auch Ehe und Älterwerden gehören dazu. Alter meint Verluste, die nicht beschönigt werden, aber es meint auch Erfahrungen, und der erfahrene Mensch ist schön.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.01.2005

Seit einem Vierteljahrhundert spaltet Ulla Hahn die Lyrikleser, schreibt Harald Hartung, der in seiner Besprechung bemüht ist, ihren neuen Gedichten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Allein, leicht fällt es ihm nicht: Wenn sie doch nur nicht so "poesiegläubig" und frei von Zweifeln wäre! Wenn sie doch dem Programm der lyrischen Sinnstiftung nur ein wenig zeitgemäß-skeptischer gegenüberstehen würde! "Leg dein Genom auf mein Genom", zitiert er ein Beispiel für Hahns fröhliches Voranschreiten und fragt: "Stilblüten" oder verzweifelter Mut? "Man möchte gern das Donquichotteske sehen, wäre es bloß prägnanter formuliert." Doch nicht immer, fügt Hartung hinzu, "vermag Ulla Hahn ihr Optimismusprogramm durchzuhalten. Je weniger sie es vermag, um so besser sind ihre Gedichte." Je weniger die Poesie umarmt wird, desto mehr offenbart sie sich.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.12.2004

Ulla Hahns Lyrik ist verändert, doch Hans Christian Kosler würde ihr in die entlegensten poetischen Gefilde folgen, solange sie sich selbst dabei treu bleibt. Und das tut bekanntlich nur, zitiert er Wolf Biermann, "wer sich ändert". Was ist neu? In aller Kürze: "Ulla Hahns Lyrik ist offener und ungeschützter, verletzlicher und privater geworden." Wie ein "säkularisierter Rilke" stellt sie die Glückssuche ins Zentrum ihrer Verse und lässt sie sich wiegen zwischen Erfüllung und Verlust: "Keine Vergegenwärtigung des Glücks ohne den bangen Gedanken an das Ende, kein Gedanke an das Ende ohne die Beschwörung des Augenblicks." Dabei ist sie, schreibt Kosler, nicht mehr so ironisch und spielerisch wie früher, verlässt sich stattdessen mehr auch das "Frappierende eines lakonischen Realismus". Die Klugheit und das Können aber bleiben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.11.2004

In lyrischen Höhen konnte der anspruchsvolle Albert von Schirnding nicht schwelgen, als er sich die neuesten Dichtungen von Ulla Hahn zu Gemüte führte. Denn diese "erheben sich nur selten höher als wenige Fußbreit über den Boden des Gewohnten". Der Band ist in vier Abteilungen strukturiert: Liebe, Dichtung, Alter und Kindheit, wobei der Kritiker allenfalls die "geriatrische Komponente" als etwas Neues durchgehen lässt. Verse, die die Zustimmung des Rezensenten verdienen, gibt es nicht häufig, weshalb er jene auch als "Raritäten" klassifiziert. Ansonsten hält die "Furie der Routine" die Zügel fest in der Hand. Dabei steht Ulla Hahn doch mit den Größen ihres Metiers auf du und du, spottet der Kritiker mit Hinweis auf ein Gedicht mit der monumentalen Überschrift "Für RMR". Nein, das hat Rilke nicht verdient und auch nicht Goethe, Claudius, Eichendorff oder Sappho, die in einem Mondgedicht als Kronzeugen der Hahn'schen Lyrik herhalten müssen. Albert von Schirnding bringt das Buch wenig schmeichelnd auf den Punkt: "Wo immer es geht, verpasst die Dichterin ihren zierlichen Füßen Siebenmeilenstiefel, um dann in ihnen winzige Strecken zurückzulegen."
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