Zaza Burchuladze

Der aufblasbare Engel

Roman
Cover: Der aufblasbare Engel
Blumenbar Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783351050580
Gebunden, 192 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Georgischen von Maia Tabukashvili. Das junge georgische Paar Nino und Niko Gorosia führt aus Langeweile in ihrer Küche eine Geisterbeschwörung durch. Und der Geist erscheint wirklich. Es ist Georges Gurdjieff, der große Esoteriker und Scharlatan des 20. Jahrhunderts. Zur Bestürzung der Gorosias macht er keine Anstalten, wieder zu verschwinden. Als sie ihn bitten, sich an den Haushaltungskosten zu beteiligen, verfällt Gurdjieff auf seine probaten Mittel: Betrug, Kidnapping, Hypnose. Auf einmal scheint alles möglich, nur eine Frage des Glaubens, und die Gorosias träumen vom großen Aufstieg. "Der aufblasbare Engel" erzählt mit feiner Ironie von Schuld ohne Sühne im Georgien der Nullerjahre, wo Erfolg und Kriminalität so eng verbunden sind wie Glauben und Aberglauben.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 06.10.2018

Hymnisch bespricht Rezensent Richard Kämmerlings Zaza Burchuladzes im Original bereits 2011 erschienenen Roman "Der aufblasbare Engel", nach dessen Erscheinen der von religiösen Fanatikern attackierte Autor nach Deutschland fliehen musste. Wenn Burchuladze hier mit auf die Spitze getriebener Selbstironie von einem Spießerpaar erzählt, das sich die Langeweile in den postsowjetischen Nuller Jahren durch Geisterbeschwörung vertreibt, bald tatsächlich Besuch von dem Esoteriker Georges Gurdjieff erhält und mit diesem gemeinsam einen Millionär entführt, kann sich der Kritiker das Lachen nicht verkneifen. Großartig, wie der Autor hier mit einer guten Portion Fantastik, Horror- und Zombiefilmmotiven Heiligenlegenden persifliert und dabei zudem die neoliberalistischen Verheißungen jener Zeit satirisch beschreibt, meint er. Nicht zuletzt erkennt er in diesem Roman Anleihen an Bulgakows "Meister und Margarita".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.09.2018

Zaza Burchuladze wurde nach seinem Erzählband "Instant Kafka" in Georgien Blasphemie vorgeworfen und er wurde auf offener Straße krankenhausreif geschlagen, erinnert Rezensent Martin Halter. Mit "Der aufblasbare Engel" wird sich der inzwischen in Berlin lebende Schriftsteller erneut wenig Freunde machen, glaubt der Kritiker, der in dieser Sammlung von "bizarren" Geschichten über den als "Ruß rülpsenden Rasputin" auftretenden griechisch-armenischen Esoteriker Georges Gurdjeff, einen Hund namens Foucault und singende Welse auch leise Kritik an Staat und Kirche, Korruption und Stalin-Nostalgie mitliest. Halter kann Burchuladzes Text allerdings ebenfalls nicht allzu viel abgewinnen - wenn auch aus anderen Gründen: Postmoderne Spielereien, "Cyberdaoistische Wichtigtuerwörter", Internet-Wissen über Gurdjeff und das Fehlen eines Nachwortes haben den Kritiker enttäuscht.
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