Zsuzsanna Gahse

durch und durch

Müllheim/Thur in drei Kapiteln
Cover: durch und durch
Edition Korrespondenzen, Wien 2004
ISBN 9783902113283
Gebunden, 176 Seiten, 21,50 EUR

Klappentext

Die halbe Welt fährt durch Müllheim. Der Ort liegt an der schweizerischen Hauptstraße 1, einem alten Verkehrsweg, unweit vom Bodensee. Sie führt durch eine "absolute Menschenlandschaft" und also mitten in Zsuzsanna Gahses neues Prosawerk. In einer Fülle von sich verzahnenden Begegnungen, Geschichten und allerlei Feldforschungen entwickelt die Autorin eine literarische Topografie von Müllheim/Thur.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.08.2004

Sibylle Cramer schreibt inspiriert von dem gelesenen Buch, in dem Zsuzsanna Gahses aus dem Dörfchen Müllheim im Schweizerischen Thurgau berichtet. Den Reiz der Erzählung, so die Rezensentin, mache der Blick "neben die ländliche Bilderbuchwelt" aus. Auch wenn die Autorin das distanzierte Erfahrungsprotokoll durchhält, ohne "Geschichten zu erfinden, das Dorf zu beschreiben und Figuren zum Leben zu erwecken", gibt es eine Entwicklung der Andeutungen im zweiten Teil der Montage. Die Autorin macht sich dabei die "Modellhaftigkeit" eines gastierenden Theaters zunutze, um distanziert die tatsächlichen Zustände des Dorfes aufzuzeigen: "Sanftmut, Geiz, Eifersucht, Mordlust, Leidenschaft, Wahnsinn, all das spielen sie, das Müllheimer Leben eben, wie es ist in seiner Gleichförmigkeit, Reproduzierbarkeit, Konsistenz, Tollheit und schönen Verstehbarkeit".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.05.2004

An der "Straße Nr. 1", der wichtigsten Ost-West-Verbindung der Schweiz, liegt nicht nur das Örtchen Müllheim an der Thur, sondern es wohnt da auch Zsuzsanna Gahse, die vom Fenster aus den sich "durch und durch" wälzenden Verkehr beobachtet. Und diese Beobachtungen von Autos und Menschen, von "Traktoren, Lastwagen, Panzern, Reisebussen" hier notiert hat, und nicht nur das: Hineingewoben ins Vorüberfahrende wird Vergangenes, Dorfgeschichten etwa, Mythisches, Provinz und Weltverkehr. Unverkennbar hat der Rezensent Andreas Nentwich das gerne gelesen und fasst es so zusammen: "poetische Anthropologie mit Dorfplatz, Heimatspiel aus der globalen Steppe".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.05.2004

Die ersten Seiten dieses Prosabandes zählen für Samuel Moser zu den schönsten des Buches. Der Ton sei weich, schwärmt Moser, die Stimme der Autorin besitze ein "witziges Parlando", das den Rezensenten im Verlauf des Buches immer mehr in Bann zieht. Die aus Ungarn stammende Zsuzsanna Gahse lebt im Örtchen Müllheim in der Schweiz, ein Ort, der nichts Besonderes an sich hat, weshalb Gahses Blick vom Schreibtisch aus dem Fenster auf das Treiben im Ort so schön "unprätentiös" bleibt, findet Moser. Gerade "keinen Topos entstehen zu lassen", sei bezeichnend für Gahses künstlerisches Vermögen, dem alltäglichen Fluss der Dinge im Ort Struktur zu verleihen. Die Struktur entstehe durch Zählen, das sich von selbst in Erzählen wandle, staunt Moser. Aber auch wenn Gahse zähle, so bedeute das noch lange nicht, dass sie mit dem kleinbürgerlichen Müllheim abrechne, führt er weiter aus. Vielmehr lasse sich die Autorin vom Erzählstrom mittragen, weshalb ihre prosaischen Beobachtungen "wunderbar weich und geschmeidig" seien. Zugleich aber stets auch unberechenbar.