04.05.2024 Gäbe es die Hamas nicht, wäre keiner dieser Menschen tot, sagt der Antisemitismusforscher Jeffrey Herf in der taz - und ist bestürzt über das Bündnis heutiger "Linker" mit Nachfolgern der Nazis. Bei der Debatte um das richtige Fleischessen zur Verhinderung des Klimawandels boxen Hedwig Richter und FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube jetzt ohne Handschuhe. Die FAZ informiert auch über Gefahren, die von Gagausien ausgehen. Für Welt-Autor Thomas Schmid verkörpert Claudia Roth die Tendenz zu einer Verstaatlichung der Geschichtsdebatten.
Efeu - Die Kulturrundschau
Zu sehen, wie eine Welt sich anfühlt
04.05.2024 Der Deutsche Filmpreis wurde verliehen: Der Hauptpreis ging an MatthiasGlasners "Sterben", die "beste Regie" an AyşePolat für "Im toten Winkel". Der Tagesspiegel kann mit dieser Entscheidung gut leben. Zeit Online ist erleichtert, dass die Preisverleihung diesmal ohne Eklat stattfand. Siri Hustvedt macht ihrer Wut auf Instagram Luft: kaum war ihr Ehemann Paul Auster tot, wusste es schon das ganze Netz - die SZ pflichtet ihr bei. Ulrich Rasches "Nathan der Weise" in Berlin gibt sich nicht mit einer oberflächlichen Botschaft der Harmonie zufrieden, loben Tagesspiegel und SZ.
Bücherschau des Tages
Beschäftigung mit einzelnen Wörtern
04.05.2024 Viel FAZ heute: Eindringlich empfiehlt sie Albert Cohens Autobiografie Erzählung "O Menschenbrüder", die auch fünfzig Jahre nach Erscheinen des Originals eine höchst aktuelle Reflexion über Antisemtismus biete. Düster-faszinierend, aber fesselnd ist der endlich übersetzte Roman "Gebranntes Kind" von Stig Dagermanm, freut sich nochmals die FAZ. SZ und taz bewundern Victoria de Grazias sich fast wie ein Roman lesendes Porträt eines italienischen Faschisten in "Der perfekte Faschist". Die Welt geht mit Marina Weisband auf "Die neue Schule der Demokratie".
Monday, 06.05.2024
9punkt - Die Debattenrundschau
Diese latente Bedrohung
06.05.2024 Nein, die Berliner Republik ist nicht Weimar, aber den Vergleich ziehen die Zeitungen nach den jüngsten Ausbrüchen politischer Gewalt schon. Wie ist es zu erklären, dass der leidenschaftlichste Ausbruch studentischen Aktivismus' seit den 1960er Jahren der Delegitimierung Israels gilt, fragt der Autor Yossi Klein Halevi in der Times of Israel. Die Ruhrbarone lesen den eigentlich weggesperrten Bericht des Bundesinnenministeriums zur Muslimfeindlichkeit. "Muslim Interaktiv" und extreme Rechte sind Teile eines Problems, schreibt Volker Weiß in der SZ.
Efeu - Die Kulturrundschau
Hipster, Jiver, Cool Cats
06.05.2024 Die Feuilletons trauern um Frank Stella: Er startete beim Kleinstmöglichen und endete in der "buntestmöglichen Explosion des Gemäldes im Raum", erinnert die SZ. Die Welt wird völlig umgehauen von David Haddas bereits in Cannes ausgezeichneter ARD-Serie "Die Zweiflers". Die NZZ entdeckt Wu Tsangs "Carmen" in Zürich als Tanztheater - die Nachtkritik sieht dabei sogar dreifach. Die Welt verabschiedet sich wehmütig von Doc-Martens und der Subkultur.
Bücherschau des Tages
Ohne Rücksicht auf Verluste
06.05.2024 Fuminori Nakamuras Roman "Die Flucht" dreht sich um eine Teufelstrompete und reicht zurück bis in die Zeit des Shogunats - die FAZ ist begeistert. In Joe Thomas' "Brazilian Psycho"taucht sie ab in die Unterwelt von Sáo Paolo, in der sich auch mancher brasilianische Politiker auskennt. Yan Liankes Parabel auf die Schrecken der chinesischen Diktatur lässt den Dlf erschauern. Die SZ gewinnt mit Jonathan Eigs Biografie über Martin Luther King eine ganz neue Perspektive auf diesen widersprüchlichen Charakter.
Tuesday, 07.05.2024
9punkt - Die Debattenrundschau
Diese romantische Vergaffung
07.05.2024 In der NZZ staunt der Schriftsteller Sergei Gerasimow über die "Faschizophrenie" Putins, der sanitäre Zonen in Charkiw einrichten will. In der FR geißelt der amerikanisch-palästinensische Historiker Rashid Khalidi Israel als "siedlungskoloniales Projekt". In der Welt wundert sich Mirna Funk nicht über die antiisraelischen und antisemitischen Demonstrationen: Juden, die sich wehren, sind unbeliebt. Derweil wächst im Iran der Druck auf Frauen, das Kopftuch tragen zu müssen, berichtet die FAZ. Die taz stellt die Organisation "Men Having Babies" vor, die liebende Leihmütter an schwule Männer vermittelt.
Efeu - Die Kulturrundschau
Die einzigen Helden, die es noch gibt
07.05.2024 SZ und Tagesspiegel tauchen bei einer Mike Kelley-Schau in Düsseldorf ab ins Unbewusste der amerikanischen Gesellschaft. Die FAZ trifft den ukrainischen Künstler und linken Aktivisten David Chichkan, der das Bild der Linken in der Ukraine zurechtrücken will. France Culture würdigt den Fernsehmoderator Bernard Pivot - den französischen Reich-Ranicki. Die NZZ feiert den 200. Geburtstag von Beethovens Neunter. Die Zeit trifft den Rapper Nemo, der die Schweiz beim ESC vertritt und alle ziemlich umhaut.
Magazinrundschau
Zeit, eine Kuhherde anzuschauen
07.05.2024 Die London Review lernt von Dan Healey, dass man selbst im Gulag eine Art Karriere machen konnte. Tablet lernt bei Otto Schneid, wie in der Zwischenkriegszeit Warschau zur sichtbarsten jüdischen Stadt der Welt wurde. New Lines besucht die Joseonjok, die koreanische Minderheit in China. Im New York Magazine skizziert Jim VandeHei die Zukunft des Journalismus. In Literary Hub erklärt Yan Lianke, warum er nicht gern als der meist zensierte Schriftsteller Chinas bezeichnet wird. Der New Yorker lernt, wie man zum Autisten gemacht werden kann.
Bücherschau des Tages
Von Tagedieben und Wendehälsen
07.05.2024 Die SZ träumt mit Moussa Abadis Erinnerungen an das
jüdisch geprägte Damaskus seiner Kindheit von der Toleranz der Religionen.Die FAZ untersucht mit Kai Ambos den Apartheids-Vorwurf an Israel. Mit Essays von Mechtilde Lichnowsky wappnet sie sich gegen Besserwisser und Prinzipienreiter. Dlf Kultur warnt vor Lachanfällen beim Lesen von Catherine Meurisses Comicstrips für das "Philosophie-Magazin" aus den vergangenen sieben Jahren. Die FR feiert die Ausgabe der Auszüge aus Orhan
Pamuks Tagebüchern als "literarisches Schmuckstück".
Wednesday, 08.05.2024
9punkt - Die Debattenrundschau
Da ist viel Platz am Lagerfeuer
08.05.2024 Wäre die Geschichte der DDR aufgearbeitet worden, wären die Ostdeutschen nicht so pro-russisch, glaubt Anne Rabe in der SZ. Die Zeit lässt Khola Maryam Hübsch von der Ahmadiyya-Sekte und den Autor Hamed Abdel-Samad über die Begriffe Kalifat und Scharia streiten. Der Ruf nach der Vernichtung Israels wird jedenfalls nicht Frieden bringen, ruft Spiegel-Kolumnist Richard C. Schneider den pro-Hamas Demonstranten entgegen.
Efeu - Die Kulturrundschau
Ehrenloses Wettsaufen
08.05.2024 Die FAZ besucht eine dreiteilige Ausstellung zu Bauhaus und Nationalsozialismus, auf der der regressiven, esoterischen Schlagseite der Kunstschule nachgespürt wird. Die NZZ schaut erschüttert auf einen Film Sheryl Sandbergs, der die Vergewaltigungen der Hamas vom 7. Oktober aufarbeitet. Roberto Saviano prangert in einer Bühnenperformance die Sexualmoral der Mafia an, berichtet die FAZ. Außerdem kriecht sie in einer Ausstellung in Wien in Friederike Mayröckers Zettelhöhle. Oskar Roehlers Film "Bad Director" betört die FR mit gekonntem Schmierentheater.
Bücherschau des Tages
Wilder Ritt durch die ziellose Ideenwelt
08.05.2024 Die FAZ entdeckt in Ivan Gončarovs Debütroman über die krankhafte Naturverliebtheit der Petersburger Gesellschaft des 19. Jahrhunderts Gegenwärtiges. Die SZ kann kaum fassen, dass "Und vor mir ein ganzes Leben" der tschechischen Schriftstellerin Elise Bartek ihr erster Roman sein soll - so vollkommen ist diese Lebenserzählung einer Flucht. Die Welt lernt bei David Granns Schilderung vom Untergang der M.S. Wager viel über Wahrheitsfindung. Und die Zeit spürt in Tim Wihls Band "Wilde Demokratie" einen frischen Winde in der Debatte über die Verteidigung der Demokratie aufkommen.
Friday, 10.05.2024
9punkt - Die Debattenrundschau
Großartige Orte für politischen Aktivismus
10.05.2024 Wir kabbeln uns weiter: Die FU Berlin hat ihren Campus von Pro-Hamas-Studenten geräumt, dagegen protestieren zuerst hundert, jetzt 300 Berliner Hochschuldozenten plus 600 Unterstützer von andern Unis in einem offenen Brief. Das ist selbst Ronen Steinke in der SZ zu viel, der nichts dagegen hat, einen Campus zu räumen, "wenn Demonstranten auch noch verschlossene Hörsäle aufbrechen und Feueralarme zerschlagen". Yascha Mounk beschreibt im Spectator die Hintergründe der Proteste an der Columbia University. Außerdem: In der FAZ benennt Martin Sabrow die "eigentliche Brisanz" von Claudia Roths geschichtspolitischen Konzepten.
Efeu - Die Kulturrundschau
Als Kulturzombie reanimiert
10.05.2024 Von den hasenherzigen Reformversuchen bei der Documenta sind die Zeitungen allesamt nicht überzeugt: Ein Code of Conduct, der für die künstlerische Leitung gar nicht gilt, dürfte wenig Effekt haben. Das Bataclan-Attentat hat ein weiteres Todesopfer gefordert: Der Zeichner FredDewilde, der zu den Überlebenden gehörte, hat sich das Leben genommen, melden die Zeitungen. Von den anti-israelischen Protesten beim ESC berichtet Spiegel Online. Recht anstrengend finden SZ und nachtkritikNuran David Calis' Dramatisierung eines Özdamar-Romans in Köln. Alle trauern um den Produzenten Steve Albini.
Bücherschau des Tages
Welterklärendes aus Istrien, Novi Sad und anderen Orten
10.05.2024 Die FAZ lässt sich von Franziska Augstein flott durch Winston Churchills Biografie führen, die taz liest derweil den zweiten Teil von Ilko-Sascha Kowalczuks Ulbricht-Biografie mit Gewinn. Die FR lässt es sich schmecken, während Fred Vargas in der Bretagne ermittelt. Dlf amüsiert sich mit Abel Quentin über larmoyante alte weiße Männer. Dlf Kultur lernt Gelassenheit von Karl-Markus Gauß und von W. Daniel Wilson allerhand über "Goethe und die Juden".
Saturday, 11.05.2024
9punkt - Die Debattenrundschau
Die anderen sind mächtiger
11.05.2024 Gibt es noch Wege aus dem Getümmel? Wohl nicht. Dana Vowinckel will den protestierenden Studenten in der SZ durchaus Friedenswillen unterstellen - aber sie sieht auch ihren Antisemitismus. In der FAZ analysiert der israelische Historiker Gad Arnsberg die tiefe existenzielle Verunsicherung, die der 7. Oktober für Israel bedeutet. Der Berliner Dozentenaufruf empört Philp Peyman Engel in der Jüdischen Allgemeinen. Aber die Dozenten sind auch empört. Auch sonst steht es übel: Richard Herzinger lotet die "antifaschistische" Camouflage des Kreml aus. Der Brexit war ein Flop. Die Georgier wehren sich umsonst.
Efeu - Die Kulturrundschau
Mit einem kleinen Knall
11.05.2024 Keine Party nirgends. taz, FAZ und NZZ berichten fassungslos vom Eurovision Song Contest, bei dem erstmals eine Teilnehmerin, die israelische Sängerin Eden Golan, in einem Hochsicherheitskonvoi durch eine hasserfüllte Menge zu ihrem Auftritt eskortiert werden muss. Die NZZ hat die Nase voll vom uniformen Realismus der Autofiktion. Die SZ amüsiert sich am Berliner Ensemble über den Witz, mit dem "Spielerfrauen" dampfende Steinzeit-Männlichkeit vorführen. Die FAZ betrachtet im Münchner Lenbachhaus angeregt Cao Feis immersive Städte der Zukunft.
Bücherschau des Tages
Wie Hammerschläge auf weichem Holz
11.05.2024 Viele Amerikaner sind arm, weil andere von ihnen profitieren, lernt die taz in Matthew Desmonds "Armut". Und in Onur Erdurs "Schule des Südens" lernt die taz außerdem, dass der Postkolonialismus nicht in einem Pariser Elfenbeinturm erfunden wurde. Nicht so sehr ein Roman sei Ronya Othmanns "Vierundsiebzig", sondern eine autobiografische Reflexion, lesen wir in der FAZ, und zwar eine bedeutende. Die FR empfiehlt Abdulrazak Gurnahs Roman "Das versteinerte Herz". Und Die SZ entwickelt mit Ilija Trojanow und Klaus Zeyringer die Leidenschaft von Fans.
Monday, 13.05.2024
9punkt - Die Debattenrundschau
Derartige Triggerthemen
13.05.2024 Die antiisraelischen Studenten an den Unis in Europa und Amerika begnügen sich nicht mit ihren "From the River to the Sea"-Rufen, sie wollen, dass ihre Universitäten die Zusammenarbeit mit israelischen Unis einstellen - mehrere Artikel und 3sat-"Kulturzeit" thematisieren diese BDS-Forderungen. Das Trinity College in Dublin ist schon eingeknickt, berichtet die taz. In Harvard zirkuliert immerhin ein offener Brief von Professoren gegen einen solchen Boykott. In der FAZ kommt der Rechtsprofessor Jan Thiessen nochmal sehr kritisch auf den Berliner Dozentenaufruf zurück.
Efeu - Die Kulturrundschau
Die lautesten, aber nicht die meisten
13.05.2024 Der ESC ist zu Ende: Nemo gewinnt für die Schweiz als erste nichtbinäre Person - die israelische Sängerin Eden Golan belegt den fünften Platz, steht aber in der Publikumswertung fast ganz oben - immerhin eine kleine Entschädigung, meint die taz. Die Filmkritiker verabschieden sich von Roger Corman, der den wichtigsten Akteuren von New Hollywood Starthilfe gab, als sie noch "mittellose Kinoträumer" waren, wie die SZ erinnert. Die SZ entdeckt auch das versteckte Highlight der Venedig-Biennale: Christoph Büchels "bankrottes Pfandhaus" in der Fondazione Prada.
Bücherschau des Tages
Zwischen himmlischer Ewigkeit und geschichtlicher Realität
13.05.2024 Die FR feiert Otto Kallscheuers Buch über die katholische Kirche als charmante und mitreißende Problemgeschichte des Papsttums und Anwärter für den Sachbuchpreis. Die SZ nickt entschieden, wenn Marina Weisband in "Die neue Schule der Demokratie" fordert: Schüler müssen mehr Mitspracherecht haben! Dlf klärt an der Seite von Sybille Ruge einen Mord im Milieu der Superreichen auf.
Tuesday, 14.05.2024
9punkt - Die Debattenrundschau
Röntgen schon länger
14.05.2024 Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie empört sich über die Verurteilung der Dozenten, die ein Camp antiisraelischer Studenten auf dem Campus der FU Berlin als Beitrag zur Meinungsfreiheit verstanden wissen wollten. Die FAZ fragt: Könnten wir auch mal über die Gedanken hinter dieser Meinung reden? In der FR fragt Wolfgang Kraushaar, welche Folgen unsere Staatsräson eigentlich hätte, würde der Iran Israel ernsthaft angreifen. Auf ZeitOnline glaubt der Philosoph Dag Nikolaus Hasse weder an ein jüdisch-christliches noch an ein von einer bestimmten Kultur geprägtes Europa: Er setzt auf Vielvölkerstädte.
Efeu - Die Kulturrundschau
Nicht mehr als ein Feigenblatt
14.05.2024 Der im Iran zu Haft und Peitschenhieben verurteilte Filmemacher Mohammed Rasoulof ist aus seiner Heimat geflohen und befindet sich in Europa: auf Instagram teilt er seinen bitteren Abschied plus Kampfansage. Bald beginnt das Filmfestival in Cannes:Man bereitet sich auf MeToo-Proteste im großen Stil vor, meldet die taz. Die FAZ findet es einfach nur abscheulich, wie viel Hass der israelischen Sängerin Eden Golan beim ESC vom Saalpublikum entgegenschlug. Und die FAZ muss bei Jan van Eycks Rolin-Madonna im Louvre ganz genau hinschauen und entdeckt Virtuoses.
Magazinrundschau
Wie ein verfaulender Organismus
14.05.2024 Desk Russie erkennt die große Lehrmeisterin Putins: Katharina die Große. Films in Frame durchwandert Bukarest im neuen rumänischen Kino. Pro Publica untersucht die Machenschaften chinesischer Drogenkartelle in den USA. Der New Statesman nimmt das Problem der Tories, aber eigentlich aller etablierten Parteien in Europa aufs Korn. New Lines schreibt in der Al-Ula Wüste die Geschichte der Steinzeitgesellschaften neu. Der New Yorker schildert den unsanften Umgang der jordanischen Polizei mit Pro-Palästina-Demonstranten. Projekt sucht den Palast Putins am Schwarzen Meer und findet ein Hotel mit dem Heiligen Fürsten Wladimir in der Hauskirche.
Bücherschau des Tages
Michael Jordan oder Berliner Schildkröten
14.05.2024 Die FAZ entdeckt eine vergessene Erzählung von G.E. Trevelyan über einen Affen, der menschlicher ist als mancher Mensch. Die FR freut sich über Friedrich Anis neuen Krimi "Lichtjahre im Dunkel". Die NZZ entdeckt in der (alb-)traumhaften Szenerie von Yan Liankes neuem Roman das traurige Schicksal einer ganzen Gesellschaft. Die SZ versinkt in Alexandru Bulucz Gedichtband "Stundenholz". Dlf lernt von Sarah Brown die Sprache der Katzen.
Wednesday, 15.05.2024
9punkt - Die Debattenrundschau
Tiefe exegetische Abgründe
15.05.2024 Das Vorgehen des Berliner Senats gegen den Protest an der FU ist "geschichtsblind", meint der Rechtswissenschaftler Nils Jansen in der FAZ: Bei der Deutung verschiedener Geschichtsbilder gibt es kein Wahr und kein Falsch. In der Jüdischen Allgemeinen fordert Ahmad Mansour, die Leitungen der von den antiisraelischen Protesten betroffenen Universitäten müssen ihr Amt niederlegen. Ebenda wirft Mirna Funk dem deutschen Staat vor, die Juden nicht ausreichend zu schützen. In der Berliner Zeitung fragt die schwarze Queerfeministin Michaela Dudley ihre Community: Wo bleibt die Solidarität mit Israelinnen?
Efeu - Die Kulturrundschau
Schrumpfform bürgerlicher Kultur
15.05.2024 Die Feuilletons trauern um Alice Munro. Eine kühne Offenheit der Form macht die NZZ in ihrer Literatur aus. Im Cannes-Eröffnungsfilm durchbrechen Léa Seydoux und Louis Garrel derweil die vierte Wand, weiß die FAZ zu berichten. Die unternimmt auch einen Streifzug durch die russische Kunstszene und verweilt bei einer Schau in Moskau, die jüdisch-ukrainische Kunst zeigt. Elfriede Jelinek wandelt auch beim Thema Klimawandel nicht auf ausgetretenen Denkpfaden, freut sich die SZ bei einem Theaterbesuch in Stuttgart. Auch der Jazz-Saxofonist David Sanborn ist gestorben: Die SZ erinnert an die kühnen Wallungen seines Spiels.
Bücherschau des Tages
Furor auf schmaler Strecke
15.05.2024 Die SZ blickt mit Aris Fioretos' alterndem Musiker Tim Middler zurück auf das Leben eines Punkrockers. Die FAZ feiert die Lust am Widerwort der Dichterin Barbara Köhler. Die FR steht mit Julia Jost und einer Elfjährigen im Schakaltal, "Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht". Die NZZ liest mit Sandra Newmans "Das Verschwinden" vom Scheitern einer radikalfeministischen Vision. Der Dlf erlebt mit Theresia Enzensberger eine schlaflose Nacht.
Thursday, 16.05.2024
Efeu - Die Kulturrundschau
Die Iris ist eine Maske
16.05.2024 In der Zeit berichten Ronya Othmann und Juliane Liebert von den Bizarrerien, die sich vergangenes Jahr hinter den Kulissen des Internationalen Literaturpreises des HKW Berlin abspielten: Kann man heute noch damit leben, privilegierte weiße Autoren auszuzeichnen, wurde diskutiert. Ebenfalls in der Zeit will Milo Rau eine Neugründung der Demokratie erreichen. Die Welt staunt, wie kraftvoll Georg Baselitz in London mit dem Rollator Walzer auf der Leinwand tanzt. Die FAZ blickt in Kassel in die Zyklopenaugen der Ulla Wiggen. Und die Filmkritiker fragen sich mit Nuri Bilge Ceylan: Warum sind Menschen Monster?
9punkt - Die Debattenrundschau
Willkommenes Alibi
16.05.2024 Jüdische Intellektuelle wie Judith Butler wollen sich durch ihre Israelkritik bei ihren Mitstreitern beliebt machen - die werden sich ihrer allerdings entledigen, sobald das Ziel erreicht ist, schreibt Michael Wolffsohn in der NZZ. Jungle World schaut sich an, wie ausgerechnet Jean Améry von Israelkritikern als Kronzeuge missbraucht wird. In der FAZ hält der Historiker Bernd Greiner nichts von den erneuten Diskussionen über "Abschreckung". In der Zeit streiten die HU-Professorin Manuela Bojadzijev und der bayrische Wissenschaftsminister Markus Blume über den Dozentenaufruf.
Bücherschau des Tages
Es gibt nur das Mitleid,/ immer zu spät
16.05.2024 Dlf Kultur lässt sich von Rene Schickele eine Geschichte aus Paris erzählen. Die Zeit empfiehlt Rivka Galchens historischen Roman "Jeder weiß, dass deine Mutter eine Hexe ist" über Katharina Kepler. Die SZ fragt sich mit W. Daniel Wilson: War Goethe Antisemit? Die taz findet erhellende Thesen über das Verhältnis von Zionismus und Architektur in Ita Heinze-Greenbergs "Zuflucht im Gelobten Land". Die FAZ freut sich über einen letzten Gedichtband von Adam Zagajewski: "Das wahre Leben".
Friday, 17.05.2024
9punkt - Die Debattenrundschau
Was sind das für Menschen?
17.05.2024 In der NZZ wirft der niederländische Schriftsteller Arnon Grünberg dem Westen und insbesondere Deutschland vor, Auschwitz als seine Offenbarung zu betrachten. Ebenfalls in der NZZ fordert der Ökonom Amos Michael Friedländer eine asiatische Nato. Im taz-Gespräch erzählt Amir Kazemi, Cousin des im Iran hingerichteten Majid Kazemi, wie die Familie noch auf der Beerdigung verhöhnt wurde. Zeit Online fragt die progressive Linke, wieso sie nicht auch für die Opfer autokratischen Machthaber im Globalen Süden auf die Straße geht.
Efeu - Die Kulturrundschau
Wir checken es noch nicht, aber es ist so geil
17.05.2024 Die FAZ ist stinksauer auf Juliane Liebert und Ronya Othmann, die peinliche Jury-Interna weitergegeben haben. In der SZ meint Nele Pollatschek: Wir sind alle Nutznießer von Identitätspolitik. In der FR sieht der Kunstwissenschaftler Harald Kimpel schon"die nächste Kasseler Krise" bei der documenta 16 aufziehen.Die Welt lässt sich in Dortmund mit Freuden in einen achronologischen Wagner-Kosmos entführen. Was Frausein am Theater bedeutet, überlegt die FR, die SZ fragt sich, ob das Alter bei Theaterintendantinnen eine wichtigere Rolle spielt als bei ihren männlichen Kollegen.
Bücherschau des Tages
Punk und Neurosen
17.05.2024 Die Welt rät dringend zur Lektüre von Ron Leshems "Feuer", das nicht nur eine Chronik des 7. Oktobers, sondern auch Aufklärung über russische und iranische Masterminds hinter den Anschlägen bietet. Die NZZ blickt in Kurzgeschichten von Jumpa Lahiri auf alltäglichen Rassismus in Rom. An die Geschichte des italienischen Faschismus wird indes der Dlf von Victoria de Grazia erinnert. Die taz erkundet mit Rocko Schamoni das Hamburg der Achtziger. Und die FAZ lernt von Sophia Fritz, wie Frauen toxische Weiblichkeit etablieren.
Saturday, 18.05.2024
9punkt - Die Debattenrundschau
Von Utopien gar nicht zu reden
18.05.2024 In der FR warnt Timothy Garton Ash vor einer Trump-Partei in Europa. In der taz bedauert der Historiker Ilko-SaschaKowalczuk die vertane Chance auf eine gemeinsame Verfassung im wiedervereinigten Deutschland. Der Politologe Philip Manow stellt gleich den ganzen Rechtsstaat in Frage. In der SZ legt die israelische Soziologin Eva Illouz dar, weshalb die Proteste gegen Israel nicht antizionistisch, sondern antisemitisch sind. Und in der Welt fragt Joe Chialo, weshalb aus der Antidiskriminierungsklausel sofort die Antisemitismusklausel wurde.
Efeu - Die Kulturrundschau
Der Magen eines eckigen Wals
18.05.2024 In Cannes feiert Francis Ford Coppolas 120-Millionen-Dollar-Monstrum"Megalopolis" Premiere: die FAZ sieht hier ein "Dokument des Eigensinns" und eine Hommage an die Kinogeschichte, die FR hingegen ein "merkwürdiges Gesamtkunstwerk". Die nachtkritik überführt in Mathias Spaans MeToo-Inszenierung von "Der zerbrochne Krug" in München den Richter Adam. Die Welt bewundert die weltgrößte Sammlung skandinavischer Kunst im norwegischen "Kunstsilo". Außerdem hören sich die Kritiker fleißig durch das neue Billie-Eilish-Album "Hit Me Hard and Soft".
Bücherschau des Tages
Ein Mistkäferleben
18.05.2024 Uri Jitzchak Katz' Roman "Aus dem Nichts kommt die Flut" kann es mit "Ulysses" und anderen modernistischen Großtaten aufnehmen, staunt die SZ. Im Band "Der nächste Redner ist eine Dame", mit Beiträgen von Juli Zeh und Terézia Mora, verfolgt sie den Kampf der ersten Frauen im Bundestag. Die FAS ist begeistert von Colm Tóibíns neuem Buch "Long Island", das von einer späten Liebe erzählt. Die taz beglückwünscht Paula Irmschler zu ihrem Roman über eine problematische Mutter-Tochter-Beziehung. Die FAZ arbeitet mit Traudl Bünger die NS-Vergangenheit ihres Vaters auf.